Wenig Leute und Dörfer, aber viel Landschaft haben sie hier in dieser Ecke von Spanien

Als Spanien-Neulinge sind wir sehr beeindruckt von der vielfältigen Landschaft in der befahrenen Gegend. Am ersten Tag ab Burgos war der Eindruck noch etwas getrübt, bzw. benebelt, wir vermuteten aber schon eine schöne Landschaft dahinter.

Start im Nebel
Start im Nebel – Castañares, Spanien

Zur Einleitung: Die Landschaftsbilder in diesem Beitrag sind so zahlreich, weil es hier einfach schön und vielfältig ist. Sie können aber trotz ihrer Vielzähligkeit nicht alle Nüüansen wiedergeben und auch Duft, Wind und Temperatur fehlen auf deinem Bildschirm.
Du kannst übrigens auf jedes Bild klicken und es grösser machen, das hilft natürlich schon ein bisschen.

Die Strecke

Die Strecke, die wir fahren, ist dem Volkshelden El Cid gewidmet, der uns aber nicht so interessiert. Er muss aber, das ist zwar nicht überliefert und trotzdem glasklar, seine Reitstrecken wohlüberlegt ausgewählt haben: “Wenn ich schon so weit reite, soll es wenigstens schön sein!” Und vermutlich hatte er auch ein Caballo mit Vierhufantrieb. Das ist aber nur eine Vermutung, weil uns von Zeit zu Zeit die Zunge in die Speichen kommt. So sieht der Señor El Cid übrigens aus (er ist sehr gross von Gestalt) und dann lassen wir den geschichtlichen Teil:

el Cid, der Held unseres Weges
El Cid, der Held unseres Weges – Mecerreyes, Spanien

Wir fahren so zwischen 900 m und 1700 m über Meer, also relativ hoch (Flut und Ebbe können uns nichts anhaben) und sind froh, dass die Temperatur über den üblichen Werten liegt. Durch unterschiedliche Höhen und Beschaffenheit der Untergründe an unserer Route finden wir auch ganz unterschiedliche Vegetationsstadien. Zwischen den folgenden beiden Bildern liegen nur gerade zehn Minuten:

An das Auf und Ab gewöhnen wir uns langsam und die Schilder von Passhöhen beeindrucken uns nur noch selten. Übrigens, wer findet unseren Peddalington auf diesem Pass?

Wo ist Peddalington?
Wo ist Peddalington? – Miedes de Atienza, Spanien

Der “Rekord” hat übrigens die Sierra de Albarracín, die uns auf über 1700 m getragen, bzw. geholpert (wie man sieht) hat.

Höchster Punkt unser Tour
Höchster Punkt unser Tour – Bronchales, Spanien

Nun folgen einige Bilder der wunderschönen Gegenden. Unterdessen kennen wir, neben dem Baskenland die “Kantone” Castilla y Leon, Castilla-La Mancha und Aragón.

Die Strassen

Die Strassen sind in der Regel tadellos und noch viel beeindruckender – menschenleer. Sehen wir von vorne bis zum Ende unseres Rückspiegelblicks zwei Autos gleichzeitig, sprechen wir von intensivem Verkehr. Häufig haben wir aber über längere Zeit kein Fahrzeug das uns begegnet und es ist still. Nicht ganz:

Wie still ist es?

Faszinierend auch die grosse Rücksichtnahme der Autos. Wir denken, dass wir das noch nie so erlebt haben. Es wird mit grossem Abstand geduldig hinter uns her gefahren, wenn die Strasse zum Überholen nicht geeignet ist und dann werden wir, ebenfalls mit grossem Abstand, überholt. Nicht selten wird dann freudig gehupt, gewinkt oder der Daumen nach oben gezeigt. Geduld scheint den Leuten hier in die Wiege, den Wein oder das Auto gelegt worden zu sein. Stehen wir in entlegenen Gebieten am Strassenrand zwecks Verschnaufpause oder Fotohalt, halten die wenigen Autos und Töffs oder Rennvelofahrer an und fragen, ob alles ok ist. Sehr aufmerksam! (Vielleicht sehen wir manchmal so aus, als wären wir nicht ok 😜). Einmal hatten wir sogar Begleitung bergaufwärts:

Begleittross aufwärts
Begleittross aufwärts – Checa, Spanien

Ob unsere Spanischkenntnisse ausreichen? Wenn man niemanden trifft, reichen auch keine Kenntnisse gut aus 😁. Ganz so einsiedlerisch sind wir natürlich nicht unterwegs, dazu mehr in den nächsten Kapiteln. Doch zum Abschluss zum Thema Landschaft noch zwei Panoramas:

wir fuhren von rechts oben in die Ebene und wieder rauf
wir fuhren von rechts oben in die Ebene und wieder rauf – Chequilla, Spanien
Eingang zur Schlucht
Eingang zur Schlucht , es geht abwärts, auch wenn es nicht so aussieht – Ventosa, Spanien

Geheimtipp: weiter unten hat es noch Videos dazu …

Dörfer und Städte

Die Landschaft wird durch kleine, mehr oder weniger schmucke Dörfer unterbrochen. Auf unserer Karte ist jeweils die Anzahl Einwohnerinnen und Einwohner vermerkt. Die zwei grössten Hausansammlungen an unserem Weg fassten 3’000 bzw. 4’000 einheimische Leute, die kleinste wird von 2 Personen bewohnt, viele sind so mit 80 bis 200 beschriftet. Über Ostern sah die Situation aber anders aus: volle Dorfplätze, wie ein Fest, meist kommt die Bar kaum nach mit Ausschenken. Viele Kinder und Jugendliche spielen Fussball, Tennis (ja, wirklich – vermutlich wegen Rafael, dem Roger der Spanier) auf dem Spielplatz mitten im Zentrum. Im einen Dorf zählten wir 40 Kinder und das bei 80 Bewohnerinnen und Bewohnern. Des Rätsels Lösung: Familien kehren an Festtagen aus den grossen Agglomerationen zurück in die Dörfer, vermutlich um die Küche der Abuela zu geniessen und mit Cousins, Primas, Tanten, Tios und den Jugendbekanntschaften in früheren Zeiten zu schwelgen. Ein Einblick in die Dörfer:

Die Begegnungen

Bei Begegnungen mit Tieren brauchen wir ebenfalls keine Sprachkenntnisse. So haben schon Rehe, Raupen, Echsen und eine Schlange unseren Weg gekreuzt. Die Raupen waren die langsamsten, deshalb hier ein Videobeweis der Raupenpolonaise:

Aber auch mit den Spanierinnen und Spaniern haben wir sehr gute Begegnungen. Die sprechen nur so extrem schnell und wenn man sie darauf anspricht, dann stimmen sie dem sogar zu, verlangsamen ihr Tempo aber nicht. Meine Vermutung ist, dass man viel sagen muss, wenn man schon jemanden trifft, weil nachher lange wieder keine Ohren auftauchen.

Die Leute freuen sich sehr über uns (so interpretieren wir es zumindest) und freuen sich echt und noch viel mehr, dass es uns hier in Spanien so gut gefällt. Einmal wurden wir von einem Päärli, das mit ihrem Camper am Strassenrand stand, zum Kaffee angeladen. Wir konnten einige angestaute Fragen klären und sie gaben uns Reisetipps, die wir aber erst beim nächsten Mal berücksichtigen können, weil wir unsere Geschwindigkeit nicht verdreifachen können.

Einmal, als wir gerade lunchen wollten, kam ein älteres Ehepaar und wir kamen ins Gespräch (so bepackte Velos sieht man hier ja auch nicht alle Jahre). Er fragte dann: “Seid ihr an Kultur interessiert?” Nein, wäre sicher die falsche Antwort, also: “Ja”. Und schon ging er nach Hause und holte den Schlüssel der Dorfkirche. Wir bekamen eine Führung in der Kirche mit manchmal zwei verschiedenen Erklärungen, die sich nicht deckten. Auf jeden Fall ist das Bijou der alte Taufstein, der sehr alt sei, wie sie beide versicherten:

Als er dann sagte, dass er bereits in diesem Taufstein getauft wurde, war meine Antwort: “dann ist der Taufstein wirklich alt!”, aber natürlich nur in Gedanken (erstens, weil ich nett und zweitens in Spanisch nicht so schnell bin).

Schlafen und Essen

Bis jetzt haben wir unser Zelt nur spazieren gefahren, weil es keine Zeltplätze gibt und die Temperaturen am Morgen nur knapp über dem Nullpunkt sind. Unterkünfte mit Dach waren auch nicht immer gut zu planen. Oftmals wurden wir beim Planen überrascht, dass es sooo lange nichts zum Übernachten hat. Einmal haben wir in einem alten Schulzimmer geschlafen (Schlaf im Schulzimmer ist mir nicht fremd, üblicherweise bin aber nicht ich es, der schläft). Wir haben viele günstige und herzige Hotels und Pensionen gefunden mit hilfsbereiten und gastfreundlichen Menschen. Häufig ist alles liebevoll eingerichtet und es wird an alle gedacht, auch an die Tiere des Hotels:

Für unsere Zwischenverpflegung und den Lunch unseren Vorrat geschickt zu planen mit Supermercados, die vielleicht Siesta haben, nicht mehr existieren, den Namen kaum verdienen oder an Feiertagen logischerweise geschlossen haben, ist eine kleine Herausforderung. Dafür am Ostersonntag mehrfach dem fliegenden Bäcker mit seinem Lieferwagen begegnen, oder feststellen, dass der Ostermontag hier kein Feiertag ist, lässt uns wie Anfänger aussehen. Genügend Reserve ist die Devise. Und sich nicht zu früh freuen, wenn ein Dorf einen Beck hat:

Schlange vor der Bäckerei
Schlange vor der Bäckerei – Atienza, Spanien

Am Abend möchten wir gerne unseren “Maschinen” den nötigen Treibstoff zurückgeben und dazu ein Restaurant besuchen. In vielen Dörfern ist die Restaurantauswahl schnell getroffen und wir einigen uns auf das Einzige. Vielfach gibt es erst um 20.30 Uhr warme Küche, wenn man bis dann überlebt hat. Wir wollen nicht jammern, es gab immer etwas. Zwischen Nichtverstehen der Menükarte, den begrenzten Möglichkeiten der Küche bzw. des Kochs und unterschiedlichen Gewohnheiten, können wir in den Überraschungen noch keine Favoriten erkennen. Einmal, als wir im Voraus die Karte studierten und übersetzen, gab es dann nur das, was die Küche noch hergab und das war gut. Und einmal war uns nach Pizza. Was würdest du für eine Zutat erwarten bei “elemental”?

Speisekarte - elemental
Speisekarte – elemental – ,

Die Pizza war dick mit Emmentalerkäse überbacken 🤷‍♂️

Dies und das

Einen kleinen Bildungsauftrag hat dieser Blog ja auch noch: Dinge, die wir erlebten und/oder gelernt haben und wir dir nicht vorenthalten wollen.

Auf der Karte siehst du ein Stück, das fehlt. Dort haben wir ein Stück den Zug genommen, um einen Ort mit Unterkunft zu erreichen. Es passte gut, wir konnten den Nachmittagszug in Matilla gut erreichen. Es gibt dort weder Schalter, noch Billetautomat und auch die App funktioniert noch immer nicht. Im Zug hat das mangels Billetkontrolle niemanden interessiert und am Zielbahnhof Sigüenza war ebenfalls niemand. Nicht einmal ein Billetautomat. Meine Anfrage per E-Mail, warum die App nicht funktioniere, wurde insofern beantwortet, dass sie funktionieren sollte. Wir haben nun also die spanische Bahn offiziell um 5.80 € geprellt.

hier namen wir den Zug für ein kleines Stück
hier nahmen wir den Zug für ein kleines Stück – Matillas, Spanien

Flugzeuge und Flugplatz

Da hier an gewissen Orten viel Trockenheit ist und diese Gegenden auch noch viel Wald haben, gibt es extra Flugplätze für Löschflugzeuge und -helikopter mit Wasservorräten und Nähe zu einem See.

Flugplatz für Löschflugzeuge
Flugplatz für Löschflugzeuge – Robledo de Corpes, Spanien

Und wenn wir schon bei Flugzeugen sind, gibts hier in Spanien auch einen grossen Parkplatz für Flugzeuge, die nicht gebraucht oder recycliert (Fachausdruck: Transition of function) werden. Das sieht so aus:

Flugzeugparking und -recycling
Flugzeugparking und -recycling – Caudé, Spanien

Jabón überall

Getrockneter und geräuchter Schinken aus Spanien ist sehr bekannt und hier überall zu sehen, zu essen und zu riechen. Unsere Velos haben eine Nacht unter solchen Schinken gestanden.

Serrano-Schinken - hier haben die Velo geschlafen
Serrano-Schinken – hier haben die Velos geschlafen – Molina de Aragón, Spanien

Videos in voller Fahrt

Hier noch zwei Videos, die uns in Action zeigen.

Ausblick

Nun sind wir nach gut eineinhalb Tagen mit schlechtem und kaltem Wetter, inkl. Schneefall (lieber Temperatursturz als Velosturz) in Teruel angekommen und fahren nun an die Mittelmeerküste runter.

der Schnee ist sehr nahe
der Schnee ist sehr nahe – Gea de Albarracín, Spanien

Die Karte

Hier siehst du alle unseren Etappen zu diesem Text. Wir starteten in Burgos und fahren südwärts. Blau und rot wechseln sich ab, das sind die einzelnen Tage. Bei einem Klick auf einen Track siehst du Datum und Kilometerangabe. Zudem kannst du zoomen, wie du willst.
Im ersten Beitrag dieser Reise werden die Tracks später noch als Karte eingebaut.