Eindrücke aus dem Stadtleben in La Habana

Mit zwar wachsenden, aber doch knappen Spanischkenntnissen lernen und erleben wir die Menschen, beobachten viel und glauben, langsam zu verstehen, wie einiges hier so läuft.

Fahne Kuba
Fahne Kuba

Hier ein paar Müsterli aus unserem Alltag:

  • Vom Balkon aus sehe ich einen Velofahrer mit vorne und hinten je einer Plastikkiste mit Blumensträussen drin: der Fleurop-Lieferant von Havanna!?
  • Es gibt drei Währungen hier, die wir bis jetzt kennengelernt haben. Da ist der CUC, Pesos convertibles, für die Touristen und die entsprechenden Geschäfte. Für uns ist es nur möglich, fremde Währungen in CUC zu tauschen. Die CUP sind die Pesos Cubanos, also die Währung der Kubanerinnen und Kubaner, die mit 1:24 (für 24 CUP gibt es einen CUC) gewechselt wird. Es ist deshalb immer wichtig zu schauen, in welcher Währung die Preise angeschrieben sind. Touristen können CUC in speziellen Wechselstuben zu CUP wechseln. Für uns ist ein CUC etwa ein Franken und ein CUP etwa vier Rappen. Die dritte Währung sind die Sellos, die es für Behördengänge braucht. Unsere Visaverlängerung wird 25 Sellos kosten (gleicher Wert wie CUC). Diese muss man in einer Bank erstehen, was wir bereits gemacht haben. Da braucht man Geld, Pass und Wohnadresse hier und es dauert eine gefühlte Ewigkeit, bis die nette Dame hinter dem Schalter die Sellos aus dem grossen Bogen sorgfältig rausgeschnitten hat.
  • Was macht man, wenn beim Auto die Scheibenputzanlage kaputt ist? Wenn man am Rotlicht steht, spritzt man aus dem offenen Fenster Wasser (evtl. mit Seife drin?) auf die Scheibe (entsprechende Flasche hat man natürlich immer im Auto bereit) und lässt die Scheibenwischer ein paar Mal laufen.
  • Wenn wir durch die Altstadt gehen, werden wir allerorten intensiv von Restaurant-Angestellten angeworben. Sie halten uns die Speisekarte (manchmal auch ein Tablet mit farbigen Bildern) hin und versprechen, dass ihr Restaurant das beste Essen, die günstigsten Preise, die netteste Bedienung etc. hat. Unsere Standardantwort „mañana” (morgen) glauben uns die Schlauen unter ihnen langsam nicht mehr. Sie erkennen uns schon von Weitem … Die einen klopfen Stephan bereits kollegial auf die Schulter. Tja, so viele Touristen hat Havanna wohl doch nicht 😉
  • Auch die Verkäuferin eines feinen kleinen Hefegebäcks (kleine Hefeschnecke, meistens noch warm für 4 Rp./Stk.) in unserer Strasse, kennt uns. Sie hat uns  einmal gewunken, als wir sie auf der Strasse gesehen haben. Beim ersten Kauf hatte sie kein Wechselgeld und schenkte uns die Küchlein einfach. Wir haben das beim zweiten Kauf am Tag darauf dann aber ausgeglichen, was sie besonders gefreut hatte, haben wir doch die falsche Währung erwischt 🙂
  • Viele Schulmädchen im Teeniealter tragen sehr enge Schuluniformen (mit sehr eng meinen wir wirklich eng). Kann es sein, dass man ihnen aus Kostengründen auf den Schulstart eine grosse Uniform kaufte und diese dann reichen muss, bis die Schulzeit zu Ende ist? Oder ist das einfach „sexy”?
  • Das Leben findet auf der Strasse statt! Z. B. beobachteten wir vom Restaurant aus, wie eine Mutter ihrer Teenie-Tochter in einem ziemlich heftigen Streit Handy und Kopfhörer abnahm. Die Tochter ging danach weg, vielleicht die Ufzgi erledigen? Die Mutter weinte sich dann bei einer Ladenbesitzerin aus und wurde von dieser lieb getröstet. Und auf unserer Velofahrt zur Fernbus-Station durchquerten wir ein Wohnquartier mit viel Leben auf der Strasse. (NB: Ehrlich gesagt fühlten wir uns mit Luxus-Stahlrössern und Velohelm ein wenig im falschen Film.)
  • Meistens essen wir in herzigen Paladares (private Restaurants). Das Essen ist erstklassig, sehr schön angerichtet, der Service sehr aufmerksam. Mein aktuelles Lieblingsmenu: „ropa vieja” („altes Kleid”). Eine Art Gulasch, aber anders, kubanisch halt!
  • Ebenso waren wir schon zweimal im Restaurant von Holländern umgeben. Das scheint eine grosse Reisegruppe zu sein. Was uns etwas verwundert, hat es in Kuba doch (fast) keine Campingplätze. Holländer begegneten uns bisher vorwiegend beim Campen 😉
  • Es hat sehr viele Hunde in der Hauptstadt, die frei herumlaufen. Sie sind ruhig und nähern sich selten, wenn man sie nicht anlockt. Ganz selten stellt sich ein Exemplar in den Weg und bellt. Manchmal sind sie farblich gut getarnt.
    getarnter Hund
    getarnter Hund

     

Für die weitere Reise sind wir am Planen und haben bald mindestens so viel Erfahrung wie ein Reisebüro. Unterkünfte, Strecken und so weiter werden gesucht und gebucht in einem Land, in dem Planen nicht überall üblich ist 🙂 . Am Montag geht es dann los. Zuerst fahren wir westwärts und kommen dann Ende Monat wieder nach Havanna, bevor wir in den Osten aufbrechen.

Und zum Schluss noch ein paar Föteli aus der Stadt: