Interview mit Peddalington in der NBP

New Bear Post

Erschienen in New Bear Post am 19.11.2017
Es ist selten genug, dass Bären weit reisen und viel von der Welt sehen können. Mit Peddalington, dem Reisebären, der sogar andere Kontinente und ferne Inseln bereist, konnten wir kürzlich ein interessantes Interview machen. Seine aufschlussreichen Antworten wollen wir unseren Leserinnen und Lesern, die noch nicht im Winterschlaf sind, nicht vorenthalten.

New Bear Post: Hallo Peddalington. Schön, dass du Zeit gefunden hast, mit uns zu sprechen.
Peddalington: Es freut mich immer, wenn ich gute Gespräche führen und meinen Honig dazugeben darf. Viel Zeit bleibt aber nicht, ich muss darauf achten, dass meine Mitreisenden nicht ohne mich abpedalen.
NBP: Das führt uns gerade zur ersten Frage: Du bist mit zwei Menschen unterwegs, was ja nicht ganz unproblematisch ist. Wir haben auch schon von Problemmenschen gehört, die sich zu sehr den Bären nähern und die bärischen Lebensumstände nicht gebührend respektieren. Wie sieht das bei euch aus, nun reist ihr ja doch schon Monate zusammen?
P: Das ist eine sehr gute Frage und auf keinen Fall würde ich eine solche Reise mit jedem Menschen machen. Wichtig ist, dass man sich seine Mitreisenden sehr gründlich auswählt. Meine zwei Reisebegleiter sind zwar überhaupt nicht perfekt, aber recht robust und zäh. Ein Augenmerk ist auch auf ihre Fähigkeiten zu werfen, sonst steht man plötzlich mit Bärenhunger und einem platten Reifen an einem Ort, von dem man keine Ahnung hat, wo er sich befindet.
NBP: Die richtige Ausrüstung sollten sie sicher auch dabei haben, oder wie hast du das erlebt?
P: Das ist ein ganz wichtiger Punkt. Die beiden haben beim Packen vieles richtig gemacht. Es gibt aber auch Dinge, die sie noch ungebraucht dabei haben und anderes liegt zuhause und wäre ganz praktisch. Und man soll ja nicht glauben, dass man überall alles kaufen kann. Weder in der “modernen” USA und geschweige denn in Kuba, gibt es zum Beispiel Veloflaschen mit einem Liter Fassungsvermögen.
NBP: Du sprichst gerade die bereisten Länder an. Welche Stadt oder welcher Ort hat dir denn am besten gefallen?
P: Ach ihr Journalisten seid doch alle gleich, diese Frage kommt immer. Ich kann sie aber nicht beantworten. Vieles ist und war faszinierend, von der pulsierenden Grossstadt New York City bis zur Schildkröte auf der Strasse oder von der Rettungsübung auf dem Schiff bis zum Risotto nach der 110 km-Etappe. Dann sind da die unzähligen Begegnungen und Gespräche mit Menschen – Leider haben wir nur einmal einen anderen Bären getroffen, einen im Käfig, der nichts sagen wollte oder durfte. Und weil wir dem Sommer nachgereist sind, konnte ich dieses Jahr den Winterschlaf aussetzen.
NBP: Wie war das Zusammenleben zu dritt? Wie hast du das erlebt?
P: Das war in aller Regel harmonisch und ich fühlte mich als kleinstes Mitglied in der Gruppe gut aufgehoben. Die Entscheidungsfindung und Planung nahm viel Zeit in Anspruch, viel mehr als ich im Voraus gedacht habe. Die beiden konnten mich mit ihrem Abwägen und so schon auch mal auf die Palme bringen.
auf die Palme gebracht
auf die Palme gebracht – Miami Beach, Vereinigte Staaten
NBP: Gab es auch Momente, in denen du am liebsten nach Hause zurückreisen wolltest?
P: Eigentlich nicht so wirklich, aber es wurde mir schon vieles bewusst, was mir unterwegs fehlt. Das “neumed” richtig zuhause sein fehlt, auch wenn wir an verschiedenen schönen Orten sein konnten, es war nie unser “Dihäi”. Und dann natürlich all die Bärenfreunde und -familie, die weit weg sind in ihrem eigenen Alltag. Die vermisse ich und auch das gegenseitige Anteil Nehmen am Leben. Solche Gefühle verstärken sich natürlich in eher schwierigen Situationen, wenn z. B. das Gepäck fehlt oder man die gefundene Übernachtungsmöglichkeit niemand anderem wünscht (… lacht und grunzt).
NBP: Ihr seid ja mit verschiedenen Reisemitteln gereist – am meisten mit dem Velo, aber auch mit Schiff, Auto und Flugzeug. Was hat dir am besten gefallen?
P: Bitte den Zug nicht vergessen. Der hatte für mich nämlich noch eine eigene Wellness-Oase in der Kabine. Hmm, das Velo ist sicher das intensivste Verkehrsmittel, sehr nahe an den Menschen, der Natur und das sportlichste dazu. Die tiefsten Erlebnisse hatten wir mit den vollgepackten Drahteseln. Jeder anderen Person ist sofort klar, was du machst, wenn du so unterwegs bist, was sehr oft zu Fragen und damit zu einem Gespräch führt. Offensichtlich wirkt man auch harmlos, wenn ich an das Vertrauen denke, das uns geschenkt wird. Wer würde schon mit dem voll bepackten Velo etwas stehlen wollen (grinst breit). Vor dem Fliegen hatte ich ein wenig Angst und war deshalb froh, mich in guten Händen zu wissen. Die Reise mit dem Frachtschiff bleibt ebenfalls in bester Erinnerung; das war einmalig!
Peddalingtons erster Flug
Peddalingtons erster Flug
Wellness
Wellness – Miami, Vereinigte Staaten
NBP: Wir wars mit dem Essen, habt ihr da so auf gesunde Sportlernahrung gesetzt?
P: (lacht laut) Natürlich könnte man darauf schauen, ausgewogen zu essen. Das geht aber nur, wenn du z. B. Früchte kaufen kannst – oder eben nicht, weil du auf einer Etappe bist, die nur mit Tankstellenshops bestückt ist. Du kannst dir vornehmen, nicht in Fastfood-Restaurants zu essen, aber wenn es das einzige ist, was das Dorf bietet, oder wenn du WLAN brauchst, um etwas nachzuschlagen, zu buchen oder um mit der Unterkunft zu kommunizieren, dann kannst du deine Vorsätze jemand anderem schenken.
NBP: Heisst das, ihr habt fast nur Fastfood gegessen?
P: Nein, natürlich nicht. Häufig und wenn möglich haben wir am Morgen einen Cerealien-Riegel verdrückt und beim ersten Café einen Halt gemacht, irgendwo ein feines Sandwich oder einen Salat für den Zmittag erstanden, und dann am Abend etwas Einfaches gekocht oder in einem Restaurant gegessen.
NBP: Habt ihr unterwegs viele Sehenswürdigkeiten besucht?
P: Es geht so. Gewisse Highlights darf man sich natürlich nicht entgehen lassen, auf der anderen Seite ist nicht jede Statue und jedes Museum wichtig. Mit dem Velo ist halt auch ein Umweg von 50 km ganz beachtlich, so dass wir häufig abwägen mussten, ob es wichtig genug ist. Ich finde aber, wir haben viiiel von der Welt gesehen. Zum Beispiel durfte ich am südlichsten Punkt von Amerika posieren oder auch die Niagarafälle mit dem Feldstecher ansehen.
auch in Key West
auch in Key West – Miami Beach, Vereinigte Staaten
Niagara
Niagara – Niagara Falls Southeast, Kanada
NBP: Du bist jetzt in Kuba, vielleicht als erster Bär in Veloferien überhaupt. Was sind deine Eindrücke?
P: Wir haben erst Havanna gesehen und etwas Spanisch gelernt. Die Stadt hinterlässt zwiespältige Gedanken. Einerseits gibt es wunderschöne Gebäude, gute Restaurants, herzige Lädelis, auf der anderen Seite sieht man Armut, baufällige Gebäude und schlechte Infrastruktur. Dabei wird man das Gefühl nicht los, es könnte hier besser sein, als es ist. Gestern Nachmittag hat es hinter unserer Wohnung ziemlich gerumpelt. Mein erster Gedanke war, dass ein Lastwagen bei voller Fahrt umgekippt ist. Es war aber die Terrasse des Nachbarhauses, die eingebrochen ist. Glücklicherweise war Sonntag, so dass die Werkstatt darunter nicht belegt war. Sehr speziell fand ich auch, dass nichts geschah, ausser ein paar Nachbarn, die aus dem Fenster guckten. Es ist offensichtlich trauriger Alltag, dass Häuser oder Teile davon einstürzen.
Einsturz Terasse
Einsturz Terasse
NBP: Das ist ja wirklich verrückt. Zum Schluss noch: Was möchtest du unseren Leserinnen und Lesern mitgeben?
P: Dankbar und mit offenen Augen und offenem Herzen durch die Welt bzw. durch den Alltag zu reisen, den Honig geniessen.
NBP: Danke für das Gespräch.
P: Gerne geschehen, jetzt muss ich aber…