Erklärung der Jim-Lücke, ein wiedergefundener Ehering und andere Geschichten

Zweimal will uns ein Jim mit dem Auto abholen – einmal klappt es, einmal nicht. Oder wir fahren auf leerer Landstrasse im Nirgendwo und hören am nächsten Tag von der Bedienung im Café, dass sie uns vorbeifahren sah. Das Leben draussen auf der Strasse und das Fahren mit dem vollbepackten Velo durch die Landschaft führen immer wieder zu interessanten Begegnungen. Einige solcher Geschichten erzählen wir hier.

Miami am Tagesende

Die einzelnen Geschichten bzw. Teile einer Geschichte können mit einem Klick auf den Titel geöffnet und auch wieder geschlossen werden. So ist das ganze etwas kompakter und erscheint kürzer (Werbetrick 🙂 ):

Cabin Jim

Der erste Jim ist der Besitzer des Cabins in Folkston – das ist der Ort mit den 60 Zügen im Tag. Unterwegs haben wir noch SMS-Kontakt und bekommen auch den Code für die Schlüsselbox. Wir erwähnen nebenbei, dass wir ca. 8 km vor Folkston sind und grad noch unter einem Kirchenvordach warten, bis der Gewitterregen aufhört. Dies veranlasst ihn, loszufahren, um uns abzuholen. Das entsprechende SMS sehen wir aber zu spät und er fährt an unserem Trockenplatz vorbei. Wir anworten kurz, er müsse nicht extra kommen und brechen auf. Trotzdem hält plötzlich ein Pickup und ebendieser Jim begrüsst uns. Da wir schon fast am Ziel sind, entscheiden wir uns dagegen, die Velos abzuladen und allen Grümpel aufzuladen. Dafür erklärt uns Jim noch, wo das Cabin genau ist und vergewissert sich, dass wir den Code der Schlüsselbox wissen. Wir fahren weiter und nicht viel später fährt ein anderes Auto plötzlich langsam hinter uns her. Wir wundern uns ein wenig, fahren aber weiter. Mit der Zeit realisieren wir, dass uns das Auto lotst. Als wir schliesslich beim Cabin ankommen, steigt eine Frau aus, die sich als Dixie vorstellt – und als Jims Frau. Sie ist sehr froh, dass wir heil und trocken angekommen sind. Denn sie hat offenbar Jim nicht mehr gesehen, seit er aufgebrochen ist, um uns abzuholen und ging davon aus, dass er uns verpasst hat und wir irgendwo tropfnass umherirren. Der Schlüssel steckt auch bereits in der Cabin-Tür, für den Fall, dass wir den Code nicht gewusst hätten. So viel Fürsorge können wir kaum fassen und annehmen. Als Krönung schenkt uns Dixie am nächsten Morgen – als wie in ihrem Café-Allerlei-Lädeli noch das Cabin bezahlen – einen feinen Kafi. Und Tage später erhalten wir noch ein SMS mit der Frage, ob es uns gut gehe und wo wir unterdessen seien.

unser Cabin
unser Cabin – Folkston
Einladendes ausladendes Kirchendach

Das mit dem Unterstehen bei der Kirche ist auch noch eine kleine Geschichte: Die grosse Kirche mit aussergewöhnlich grossem Vordach taucht genau im richtigen Moment auf (sie wurde die Woche davor eingeweiht). Ohne sie wären wir pflotschnass geworden, denn der Regen kam sehr schnell und intensiv und es gab nichts als Pinien am Strassenrand.

Unter dem Kirchendach
Unter dem Kirchendach – Folkston, Vereinigte Staaten

Als das Gewitter grad am Nachlassen ist, fährt ein Auto vor. Darin sitzt ein Ehepaar, das für den Abendgottesdienst einrichten kommt. Sie sind total begeistert von unserer Velotour und davon, dass wir bei ihrer Kirche Unterschlupf gefunden haben und bitten uns um Erlaubnis, im Gottesdienst von uns zu erzählen – die Erlaubnis geben wir ihnen gern 😉

Jim Nr. 2

Der zweite Jim wohnt mit seiner Frau Pam in Fernandina Beach auf Amelia Island. Er ist ein genialer Warmshower-Gastgeber und begeisterter Velofahrer. Im Voraus schreibt er, dass er uns an einer Kreuzung treffen werde, um uns auf Amelia Island zu lotsen. Denn der Highway sei voller Baustellen, die die Velospuren unbefahrbar machen. Wir nehmen das Angebot dankbar an und stellen uns vor, dass er uns mit dem Velo abholen würde. Beim genauen Abmachen des Treffpunkts hapert die SMS-Kommunikation und so entscheiden wir, einfach zu dieser Kreuzung zu fahren und dort nochmals aufs Handy zu schauen. Kurz davor sehen wir am Strassenrand einen Mann mit Hund, daneben ein Auto. Nichts Aussergewöhnliches. Aber dann winkt uns der Mann zu sich und sagt: “Hi guys, I’m Jim.” Aha, das ist also unser Warmshower-Jim! Schnell sind unsere Velos aufs Bikerack geladen und das Gepäck verstaut. Gemütlich lassen wir uns in der klimatisierten Limousine zu seinem Haus chauffieren. Dies führt dann eben zur im vorletzten Blogeintrag erwähnten “Jim-Lücke” im GPS-Track. Später entführt er uns auf eine interessante Tour um die Insel u. a. mit Stopp in einem Veloladen, damit wir unser altes Schlauchflickzeug ersetzen können. Als der Ladenbesitzer von unserer Tour hört, schenkt er uns spontan zwei neon-orange T-Shirts seines Ladens. Mit diesen werben wir nun für ihn und werden von den Autos besser gesehen 😉

Unterwegs mit dem Velo-Club Amelia Island

Jim ist auch Tourenleiter des lokalen Veloclubs und so nimmt er uns am nächsten Morgen  mit auf eine Tour, die genau unserer Route folgt. Wir geniessen es, einige seiner Velokollegen kennenzulernen. Auf der gemeinsamen Fährenüberfahrt haben wir Zeit dafür. Einer bezahlt uns ganz spontan die 2 Dollar Fährkosten, während wir noch am Kleingeld suchen sind. Ein anderer erzählt uns, dass seine Mutter Schweizerin sei, und gibt ein paar Brocken Schweizerdeutsch zu besten.

Die Velogruppe, Jim ganz links und wir
Oh Schreck - wo ist mein Ehering?

Als wir uns schon lange verabschiedet haben, stelle ich mit Schrecken fest, dass mein Ehering nicht mehr an meinem Finger steckt. Oh jemine! Langes Studieren und ein Telefon an eine Tankstelle, bei der wir etwas getrunken haben, führt zum Schluss, dass er nur bei Jim und Pam sein kann. Auf meine verzweifelte Nachfrage finden sie ihn nach einigem Suchen tatsächlich in “unserem” Zimmer. Jim ist so unfassbar nett, dass er am nächsten Tag extra ca. 100 km nach St. Augustine fährt, um mir den Ring zu bringen. Das werde ich ihm nie vergessen!

Wo lunchen?

Die letzte Etappe vor Charleston führt uns durch eine eher einsame Gegend. Deshalb kaufen wir frühzeitig Zmittag ein. Später suchen wir einen Ort, um diesen zu essen, Hauptkriterien sind “schattig” und “etwas zum Sitzen”. Lange finden wir nichts. Dann einen Parkplatz, jedoch in der brennenden Sonne und ohne Sitzgelegenheit. Wir fahren weiter. Plötzlich sehen wir ein Schild “Hopewell Plantation”. Wir trauen uns, auf dem sandigen Strässchen in das edel aussehende Anwesen hineinzuahren und kommen zu einer Art “Ballenberg” inkl. Resaurant. Alles sieht ziemlich nobel und privat aus. Mutig betreten wir schweisstriefend den Raum mit den weiss gedeckten Tischen und fragen, ob wir uns draussen irgendwo hinsetzen dürfen, um unseren Lunch zu essen. Die nette Empfangsdame meint, dass es hier drin nicht so gefährlich sei, dass wir unsere Helme anbehalten müssten, führt uns dann aber auf den Sitzplatz des Restaurants mit Deckenventilatoren und bequemen Stühlen. Später bringt uns eine andere Frau Wasser und einen Spray mit Pfefferminzwasser, mit dem wir uns kühlen können. Sie ist selber auch Velofahrerin 😉 Und scheint auch die Chefin dieses Anwesens zu sein. Es tut uns gut, dort zu chillen und uns abzukühlen!

Der Mann an der Tankstelle

Das angepeilte Motel in Jacksonboro ist leider ausgebucht. Wir fahren zu einer Tankstelle, um etwas zu trinken und zu schauen, wo wir unterkommen. Ein mittelalter Mann – auf dem Heimweg von der Arbeit – spricht uns an und löchert uns mit Fragen. Er kommt dann selber ins Erzählen, wie er in seiner Studentenzeit mit zwei Kollegen eine Quer-durchs-Land-Velotour unternommen hat. Unvergessliche Erlebnisse, wir hören jedes Detail von der Vorbereitung bis zum Erstellen des Fotoalbums! Sein Velo steht noch immer in der Garage – leider unbenützt, das war seine einzige Tour. Stephan versucht parallel zum Gespräch eine Unterkunft zu finden, was ihm dann schliesslich gelingt – sie ist jedoch 30 km entfernt. Die Zeit ist schon fortgeschritten und es ist uns klar, dass wir kaum vor dem Eindunkeln ankommen werden, wenn wir jetzt nicht schnell losfahren. Aber der Mann ist so in Fahrt mit Berichten, dass wir es nicht übers Herz bringen , ihn “abzuklemmen”. Insgeheim hofften wir anfangs noch, dass er uns vielleicht einladen würde, was jedoch nicht geschieht (er wohnt vielleicht gar in der Nähe). Schliesslich lässt er uns gehen und wir geben Gas. Die Dämmerung geht grad in Dunkelheit über, als wir beim Motel in Walterboro ankommen.

Nette Hotelbesitzer

Vorweg ist zu sagen, dass die günstigen Motels fast ausschliesslich von Indern geführt werden. Die halbe Verwandschaft arbeitet dann auch in irgendeiner Funktion im Hotel mit. Meist wohnen sie alle auch im Hotel, in den Gängen riecht es dann manchmal nach indischem Essen 😉 Auch das Motel in Walterboro ist unter indischer Führung. Es ist jedoch eines der schönsten:  Draussen ist alles mit Blumen geschmückt, das Zimmer ist sehr sauber und in gutem Zustand. Am Morgen, als wir unsere Velos bepacken, treffen wir auf das Besitzerehepaar. Sie sind so herzig und können es nicht fassen, dass wir so weit Velofahren. Über unser Kompliment für ihr schönes Motel und die vielen Blumen freuen sie sich natürlich 😉 Und wir lieben ihr Englisch mit indischem Akzent über alles!

Blumen bei Hotel
Blumentopf bei Hotel – Walterboro, Vereinigte Staaten
Savannah Hostel

Das Savannah Hostel ist in einem alten stilvollen Haus untergebracht. Wir haben telefonisch gebucht und werden von Bryan, dem Besitzer, empfangen. Es ist ein bisschen wie in einem Film mit den schönen Holzböden, den hohen Räumen und er wirkt ein bisschen wie ein englischer Lord. Wir sind die ersten beiden von drei Nächten die einzigen Gäste im Haus. Bryan hat Freude an uns, weil er gerne deutsch spricht und noch mehr lernen möchte. So wird fast jedes Zusammentreffen eine Schulstunde für Deutsch. Er ist ein sehr interessierter Mensch, weiss viel. Das machte es sehr spannend.

Treppe im Hostel – Savannah
Eine Etappe zu viert

Ca. 30 km nach Savannah entdecken wir zwei vollbepackte Velos am Strassenrand. Da dies ein sehr seltener Anblick ist, halten wir an. Beim genaueren Hinschauen, sehen wir zwei Girls im Gras unter einem Baum am Schatten sitzen, die eine döst. Natürlich müssen wir wissen, woher sie kommen, wohin sie unterwegs sind etc. – endlich können wir mal all die Fragen stellen 😉 Eungee und Sulgee sind zwei junge Südkoreanerinnen. Sie sind in New York City gestartet, der Küste entlang südwärts gefahren, und nun dabei, quer durch die USA nach San Francisco zu radeln. Wir finden heraus, dass wir heute dasselbe Tagesziel haben: Jesup. Sulgee fragt spontan, ob wir zusammen weiterfahren können. Für uns ist das natürlich okay. Wir geniessen den Tag zu viert und es entwickelt sich eine Art Freundschaft. Als wir uns abends verabschieden (sie zelten beim Feuerwehrdepot und wir “Sissys” gehen ins Motel), sagt Sulgee, wir hätten sie richtiggehend nach Jesup  “gezogen”. Sie seien ziemlich down gewesen, als wir sie beim Rasten fanden, und nicht sehr motiviert zum Weiterfahren. Wir seien quasi ihre “Rettung” gewesen 😉 Wie wenig es manchmal braucht! Wir können ihnen nachfühlen, kennen wir doch auch so Momente, in den wir uns am liebsten einfach hinlegen würden statt weiterzupedalen. So sind wir alle etwas traurig, dass sich am nächsten Tag unsere Wege schon wieder trennen. Per SMS sind wir jedoch weiterhin in Kontakt und schicken Fotos hin und her. Sie sind unterdessen bereits in Texas angekommen.

Korea-Schweiz
Korea-Schweiz – Jesup, Vereinigte Staaten
Unser Wohnwagen

In St. Augustine, der ältesten ständig bewohnten Siedlung der USA, wohnen wir bei Hugh und Elisabeth, einmal mehr sehr gastfreundliche und herzliche Warmshower-Hosts. Sie überlassen uns ihren Wohnwagen, der im Garten steht. Natürlich mit Klimaanlage 😉 Genial! Hugh versorgt uns zudem mit guten Tipps für die Weiterfahrt und bringt uns sogar noch auf eine ganz neue Idee: Es gibt noch eine Querroutevon der Ost-  an die Westküste Floridas. Von dort könnten wir z. B. die Keys “rückwärts” befahren oder falls wir die Keys ausliessen, würden wir dafür sonst noch etwas von Florida sehen. (Nach langen Überlegen entscheiden wir uns schliesslich gegen die Quervariante.) Hughs Frau Elisabeth arbeitet als Ärztin in einer Allgemein-Praxis und ist fast rund um sie Uhr im Dienst. So freuen wir uns sehr, dass sie am einen Abend Zeit hat, mit Hugh und uns in einem feinen, gemütlichen Restaurant essen zu gehen. Wir verbringen einen interessanten Abend und erfahren einiges über die Arbeitshaltung vieler Amis und dass es tatsächlich stimmt, dass viele Arbeitnehmer nur 1 Woche im Jahr Ferien haben. Wer im Anstellungsverfahren gut verhandelt oder einfach eine genug hohe Position hat, kann natürlich auch 3 oder 4 Wochen aushandeln …

"unser" Wohnwagen
“unser” Wohnwagen – Saint Augustine, Vereinigte Staaten
In privaten Unterkünften lernen

Im Gegensatz zu Hotel- und Motelübernachtungen bieten Unterkünfte bei Warmshowerhosts oder AirBNB natürlich einen ganz anderen Einblick in das Land und Leben der Leute. Wir haben in solchen Begegnungen sehr viel gelernt und Dinge, die wir gesehen und nicht verstanden haben, wurden uns erklärt. Manchmal wure auch unser Unverständnis geteilt :-). Bei den Warmshowers gibt es natürlich noch den Veloreisebezug, der spannend ist, aber auch bei AirBNB-Hosts hatten wir gute Gespräche über das Leben, Land und Träume.

Treffen auf der Strasse

Nicht zum ersten Mal spricht uns ein Velofahrer beim Überholen an. Als Mark hört, wo wir gestartet sind, erzählt er freudig, dass er kürzlich auch eine Velotour gemacht hat. Und zwar auch zu den Keys. Wir berichten gegenseitig und schliesslich lädt er uns ein, mit ihm nach Hause zu kommen, damit er uns auf der Karte noch die beste Route nach Key West zeigen kann. In seinem mega schönen Haus ausgangs St. Augustine angekommen, verwöhnt er uns mit kühlem Zitronen-San-Pellegrino und wir plaudern weiter. Er vermittelt uns auch noch einen Kontakt in Key West, der zwar schliesslich nicht zu einer Unterkunft dort führt, aber es hätte ja sein können 😉 Mark kennt durch seinen Job (Software-Entwickler) die Schweiz gut und es kann durchaus sein, dass wir uns dort wieder sehen werden.

Staunende Irma-Aufräumer

Wir halten kurz am Strassenrand, um etwas zu besprechen. Nebenan sitzt eine Vierergruppe von Leuten, die Lastwagen mit Irma-Rückstanden abfertigen. Die zwei jungen Arbeiter bestaunen unsere Velos und kommen aus dem Staunen über unsere Reise nicht mehr heraus. Die Velos werden von allen Seiten fotografiert. Sie wollen noch lernen, wie man “gueti Reis” und “dankä” auf Schweizerdeutsch sagt, damit sie uns das dann rufen können. Wir erhalten aus ihrer Kühlbox je eine Wasserflasche und ein Gatorade-Getränk. Eine kurze wunderbar herzerwärmende Begegnung.

Jeremy und Paul
Jeremy und Paul – Islamorada, Vereinigte Staaten
Mitfreude in Key West

Die Ankunft am Southernmost Point in Key West ist nicht so emotional und speziell, wie ich es mir ausgemalt hatte. Da es ein Touristenort ist, muss man anstehen, um ein Foto zu machen, und wir fühlen uns leicht gestresst. Etwas später spricht uns ein Mann an und gratuliert uns, dass wir es geschafft haben. Er ist sehr erfreut und erleichtert, dass wir gut in Key West angekommen sind. Er hat uns nämlich in Key Largo (am Anfang der Inselkette) gesehen, als er dort am Joggen war. Als er hört, dass wir ganz im Norden gestartet sind, freut er sich noch mehr mit uns. Seine Reaktion und sein Mitfreuen löst dann doch die freudigen Emotionen aus, die ich erwartet hatte 😉

Schräge Vögel

Manchmal begegnen uns auch eher spezielle Zeitgenossen, was wir euch natürlich nicht vorenthalten wollen. Beim Glacé-Schlecken am Strand spricht uns eine ziemlich schrill angezogene Frau an. Sie erzählt von “ihrem” Pastor, der dort vorne am Strand sei. Wir sollen ihm unbedingt zuhören gehen. Und als sie kürzlich Flyer für eine Suppenküche für Obdachlose verteilen wollte, sei sie harsch weggewiesen worden, worauf sie der bösen Frau die Flyer vor die Füsse geworfen habe und davongerannt sei. Und das mit der Obamacare sei gar keine gute Idee – die Obdachlosen hätten eh kein Geld, usw. usf. Wir verstehen höchstens die Hälfte ihrer Rede und das, was wir verstehen, ergibt irgendwie auch nicht so viel Sinn. So geniessen wir einfach unsere Glacés und lassen sie reden, nicken ab und zu mit dem Kopf und lächeln freundlich, bis sie schliesslich weiterzieht.

Ein ander Mal – wir sind unter einem Tankstellendach am Warten, bis das Gewitter vorbei ist – ist es ein Mann, der uns anspricht. Er erzählt vom Ende der Welt und dass hier eine Gegend sei, in der Wichtiges geschehen werde. Und von einem Weg, der gebaut werden wird für Velofahrer und Fussgänger. Und von einer Hütte, die bis vor Kurzem noch nicht da war, jetzt aber plötzlich da ist. Wir könnten auch dort unterstehen. Oder sogar übernachten. Auch hier verstehen wir nicht wirklich viel – nicht nur wegen der Fremdsprache Englisch. Schliesslich will er uns noch zwei Metallstangen schenken, damit die Autofahrer uns besser sehen auf den Velos und wir uns gegen böse Hunde wehren können. Ich wehre mich gegen das Geschenk, während Stephan es netterweise annimmt. Die Stange steht nun in einem Motelzimmer – sofern die Putzfrau sie nicht entsorgt hat 😉

Ignorantinnen und Ignoranten

Es gibt natürlich neben den Nichtbegegnungen (Leute, die man treffen könnte, aber nicht trifft) auch noch andere bewusste ignorierende Begegnungen. Nicht oft, aber es gab die Leute hier, die einem auf irgendeine Art zu verstehen geben, “du mit deinem Göppel bist hier im Weg” oder so ähnlich. Die gibt es also auch und gehören wohl dazu. Mit einem Auto bewaffnet können sie auch gefährlich werden 🙂 

Natürlich ist diese Auflistung nicht vollständig, aber sie soll einen Einblick geben, was für Begegnungen mit Menschen wir haben.

Wie geht es weiter? Mit einer Kneipp-Kur

Nun haben wir ja unser USA-Ziel mit Key West erreicht und sind bereits wieder in Miami. Für diese Strecke haben wir einen Mini-Van gemietet, da der ÖV hier – naja, andere Geschichte. Hat auf jeden Fall gut geklappt.

Hat eigentlich noch viel mehr Platz

Da wir in Kuba über einen Drittstaat einreisen müssen, obwohl die Insel nur 90 Meilen entfernt ist, müssen wir einen anderen Weg nehmen.

90 Meilen nach Kuba

Wir reisen am Montag mit dem Zug von Miami über New York City nach Buffalo an der kanadischen Grenze. Dort werden wir in drei Tagen mit dem Velo, vorbei an den Niagara-Fällen, nach Toronto reisen. Von Montréal (dahin gehen wir mit dem Zug) fliegen wir dann am 6. November nach Kuba. Das heisst auch, dass wir die Sandalen und kurzen Hosen, mal kurz weg packen.

Und zum Schluss noch einige Fotos der letzten Tage: