Es sind nur noch drei Räder von zuhause dabei

Unterwegssein ist spannend, abwechslungsreich, manchmal schwierig zu planen und immer gut für Überraschungen. Unterdessen haben wir New York City bereits hinter uns gelassen und steuern direkt auf Washington DC zu. Einige Einblicke und warum nur noch drei Räder dabei sind, im folgenden Bericht.

Sonnenteilfinsternis

Fast hätten wir sie verpasst, aber als wir in Providence beim Sciencemuseum die rund 200 m lange Menschenschlange für den Museumseintritt und Sonnenfinsternisbrillen sahen, machten wir uns noch kurz schlau über Zeitpunkt und so. So konnten wir am Nachmittag, trotz leichter Bewölkung und mittels Kartonlochtrick ein Foto schiessen und spürten die merkliche Abkühlung. Ein Flyer erklärt den Kindern die Sonnenfinsternis in einer Sprache (Guetzli), die sie verstehen 🙂 (auf Bilder klicken, um sie vollständig zu sehen).

Boston, New York und andere Städte

Grosse Städte sind faszinierend, besonders für uns Schweizer, die schon in Zürich denken, wie big (=gross) das alles ist. Ein besonderes Ereignis, das mich immer wieder umhaut (zum Glück nicht im wörtlichen Sinn), wenn ich mit dem Velo eine Grossstadt entern kann. Das war in Philadelphia (bei der Ankunft) und in Boston schon so, und natürlich in New York noch ausgeprägter. Zuerst taucht die ferne Skyline auf, dann wird es städtischer und plötzlich steht man im Zentrum des geschäftigen Treibens. Die Navigation ist zwar nicht immer ein Kinderspiel und die mehrspurigen Strassen “gewöhnungsbedürftig”, aber mit ein wenig Selbstvertrauen (ich bin auch ein Lastwagen) und guten Velokarten auf dem Businesstamagochi (Smartphone), fühle ich mich jeweils bald zuhause. Ich möchte die Städte hier nicht zu fest loben, sonst steigt es ihnen noch in die Hochhäuser, aber es gibt meist viele Velowege. Hier eine Velostrecke als 360°-Aufnahmegewackel, mitten durch Manhatten (laufender Film kann mit Maus gedreht werden und Merita ist auch dabei 🙂 ):

Wir sind zwar auch U-Bahn gefahren, haben aber auch oft das Velo genommen. Dies ist häufig die schnellste Fortbewegungsart, wie folgendes Beispiel zeigt:

Google-Route, Velo gewinnt

Sein Velo sollte man aber gut hüten, wie es scheint:

Velo gut festmachen
Velo gut festmachen – New York, Vereinigte Staaten

In New York City blieben wir drei Nächte und stürzten uns ins Stadtleben. Zuerst hatten wir in Brooklyn eine Wohnung und die letzte Nacht waren in einem Hotel in Manhatten, direkt neben dem Ground Zero. Das Leben am Time Square mit einer 360° Aufnahme (in Bild klicken und mit Maus drehen):

In New York machte sich in meinem Hinterrad das zweite Mal etwas Spiel im Achslager bemerkbar. Ich konnte es reduzieren, war mir aber nicht sicher, ob sich da etwas “Karies” versteckt. Dazu später mehr. Noch einige Bilder aus NYC (auf die Bilder klicken, um sie ganz zu sehen):

Interessante Begegnungen hatten wir auch in New York City, ganz abseits der Touristenbrennpunkte. In einer Nebenstrasse haben wir mit einem alten eleganten New Yorker Herrn geplaudert (die fehlenden Zähne haben zwar das Verstehen nicht gerade vereinfacht) und von ihm Tipps erhalten, was wir uns anschauen sollten – lauter kleine Geheimtipps, wie z. B. in diesem Hochhaus dort, kann man in die Lobby und sieht dann die alten Marmorverzierungen. Mit der Polizei hatten wir auch Kontakt, dem New York Police Department (NYPD). Das NYPD hatte für Jugendliche ein Basketballturnier organisiert, innerhalb des Projektes “Bridging the gap” (überbrücken des Grabens zwischen Polizei und Bevölkerung). Da durften wir etwas zuschauen, wurden über die Arbeit aufgeklärt (und konnten Fragen stellen), sahen Polizeiprominenz mit viel Glitzerorden am Hemd und erhielten ein Armbändeli als Andenken. Merita hat ihres am Velo als Abschreckung montiert. Tatsächlich wurde bis jetzt weder Merita, noch das Velo oder gar das Bändeli gestohlen 🙂 :

Polizeibändel am Velo

Verlassen haben wir New York City mit einer Fähre nach Highlands in New Jersey:

und tschissch...
und tschissch… – New York, Vereinigte Staaten

Weitere wunderbare Erlebnisse und eben die Radgeschichte

In Phoenixville hatten wir ein Unterkunftsproblem. Wir erhielten vom einen B&B-Anbieter einfach keine Antwort, so machten wir beim Eindunkeln auf den Weg zum einzigen (nicht ganz günstigen) Hotel. Mitten auf einer Kreuzung kam ein Rennvelo zusammen mit Topher, so sein Name, von hinten angefahren. Nach kurzem Gespräch, wenigen Metern Velo fahren und einigen Minuten stand unser Zelt in seinem Garten. Der spannende Abend am Küchentresen mit “Potlock” (jeder bringt seine Vorräte mit) und feinem Cider, dazu Kennenlernen, Fragen, Antworten und Fachsimpeln ging dann ziemlich lange. Da Topher Manager eines Veloladens ist, schlug er uns vor, am nächsten Tag doch kurz vorbeizukommen, wir könnten dann unsere famosen Velos dort noch zeigen. Zudem sah ich die Möglichkeit, mein Hinterrad fachkundig untersuchen zu lassen. Nach einem feinen Cappucino beim Griechen (wiedermal bereits bezahlt als wir ankamen) und kurzer Velofahrt in den Laden nebenan (alles ist immer gerade nebenan, auch wenn man dann eine Stunde fährt), erreichten wir bei trübem Wetter den Bikesport mit dem netten Team (hier zum Anschauen) inkl. Topher. Die Diagnose meines Radlagers: Lagerring gebrochen und hat bereits eine tiefe Kerbe in das Gegenstück gerieben. Was nun begann, war eine Meisterdienstleistung von Topher: Anruf bei Shimano, Abklären, welche Teile erhältlich sind bzw. was empfohlen würde. Die Ersatzteile hätten von Kalifornien drei Tage gebraucht, also wurde nebem dem eigenen Lager, die Konkurrenz in der Umgebung telefonisch abgeklappert, ob diese Teile irgendwo ausgebaut werden könnten. Immer wieder wurden wir à jour gehalten und mit neuen Varianten versorgt. Die Beste war dann, dass ich ein wirklich gutes neues Tourenhinterrad montieren lasse. Dieses braucht aber auch zwei Tage, bis es hier ist. Hmm, kurz überlegt, organisiert Topher, dass ein Bikeshop in Lancaster das Rad erhält und ich dort den Wechsel vornehmen lassen kann, also etwa zwei Tagesetappen später. Zufrieden fahren wir gegen Abend weiter. Am frühen Morgen fährt Topher noch bei unserer Unterkunft vorbei und legt Ersatzteile hin, die wir gebrauchen können. Der Umbau in Lancaster zwei Tage später dauert nicht mal 10 min. Das Rad ist übrigens ein Schweizer Qualitätsprodukt. Während dieser kurzen Zeit in der Werkstatt lernt Merita draussen auf der Strasse Phil kennen. Davon berichten wir aber später :-).
Der Hund von Topher hat übrigens einen super Namen: Dioji , siehe Auflösung unten.

Ein Schweizer Hinterrad

Meistens ländlich unterwegs

Amerika ist ja noch recht gross, wie ihr wahrscheinlich wisst. Deshalb hat es auch zwischen den grossen Städten immer viel Land. Manchmal sind alte Bahnlinien Velowege mit oder ohne Geleise. Mehrfach haben Private auch schon Verpflegungsstände aufgebaut (hier Zwergenberg). Ein paar Eindrücke:

Auflösung Dioji: ausgesprochen Diotschi, was den Buchstaben DOG entspricht, was auf deutsch Hund heisst. Wir fandens lustig 🙂

Karte der letzten Wochen

Löcher sind jeweils Fährstrecken 🙂