Hinter den Kulissen

Ich will mich wieder einmal melden. Ich muss leider feststellen, dass die beiden mich ziemlich vergessen haben 🙁 So waren sie zum Beispiel drei Tage in New York City und haben mich an keinem einzigen Tag mit in die Stadt genommen, so dass ich mich selbst umsehen musste. Es gibt also kein Foto von mir in NYC! Ich habe mir meine Gedanken zu den Gründen und zur allgemeinen Befindlichkeit der beiden gemacht. Hier, was ich denke – natürlich ungefiltert und unzensuriert.

 

Wer sitzt da?

Wer sitzt da auf dem Zelt? Endlich durfte ich wieder mal auf ein Foto!

 

Ausgefüllte bzw. kurze Tage

Die Sonne geht aktuell etwa um 6.30 auf und um 19.30 unter. Das gibt nur 13 Stunden hell. 5 – 6 davon sitzen sie auf dem Velo, 3 – 4 rasten sie, 2 – 3 brauchen sie fürs Zeltaufstellen/-einrichten, Znacht kochen, Kleider waschen … Daneben müssen sie mit Leuten quatschen, Route planen, Unterkünfte suchen, Wetterbericht studieren, Mails und SMS checken etc. Zwischendurch eine Nacht im Motel oder einem AirB&B gibt zusätzliche freie Stunden, die sich aber – wie ich es beobachte – auch schnell wieder füllen, z. B. mit bloggen oder online Zeitung lesen. Manchmal klagen sie sogar über so etwas wie “Ferienstress”. Es gibt auch immer viel zu sehen, z. B. wenn man zufällig am US Open vorbeifährt (ohne den Roger Federer zu sehen :-().

Kaffee am Eingang des US Open

 

Auf der Suche nach dem “neuen Alltag”

Die beiden sind nun schon 2 Monate unterwegs. Man müsste meinen, es hätte sich eine Alltagsroutine eingestellt. Doch dann würden sie mich doch daran teilhaben lassen. Also haben sie eben (noch) keinen Alltag? Vielleicht wollen sie es in ihrer Auszeit eben genau nicht “Alltag” werden lassen? Möglichst jeden Tag so nehmen, wie er kommt. Das “beisst” sich aber manchmal mit einer Vorausplanung, die doch irgendwie nötig ist. (Klar ist es wunderbar, wenn man abends um halb acht noch nicht weiss, wo man schlafen wird und dann von einem netten Amerikaner eingeladen wird – aber ob man das ständig herausfordern will? 😉 ) Auch gibt es beim Essen immer so grosse Portionen, die dann viel Zeit brauchen. Hier zweimal das kleinstmögliche Glace:

kleinste Glace
kleinste Glace – Pottstown, Vereinigte Staaten

Mit sich selbst beschäftigt

Die beiden haben mit sich selbst und einander genug zu tun. Das meine ich jetzt gar nicht negativ – sie haben einfach irgendwie immer etwas zu diskutieren, mutmassen, schwatzen … Da wollen sie wohl meine Kommentare nicht auch noch hören. Anfangs hatten sie mir mal erzählt, sie fragen sich schon, wie das so sein wird, täglich 24 Stunden zusammenzusein. Aber es scheint, dass sie es geniessen und sich noch nicht “verleidet” sind. Und sogar wenn Merita ihre zickigen fünf Minuten hat, trübt das Stephans Laune nur selten (er fährt dann einfach schneller) :-).

Politik

Politik als Diskussionsgegenstand ist immer etwas heikel, wenn man mit beschränktem (fremdsprachigem) Wortschatz bewaffnet ist. Die aktuelle Lage hier in diesem Königreich der vereinigten Staaten ist dann noch besonders belastet. So haben die beiden entschieden, dieses Thema nicht von sich aus anzusprechen. Aber – ihr ahnt es – sie können sich nicht drücken! Fast in jedem längeren Gespräch, das über die Fragerunde (woher, wohin, warum usw.) hinausgeht, wollen die Amerikaner wissen, was die beiden wohl über ihren Präsidenten denken – oder noch eher: über das amerikanische Volk, das diesen gewählt hat. Einer hat scherzhaft gemeint, die Hilfsbereitschaft, die Merita und Stephan erleben, sei durch das Schuldgefühl der Amerikaner dem Rest der Welt gegenüber zu begründen. Andere haben ernsthafte Befürchtungen, dass der Rest der Welt nun schlecht über sie denkt und alle Amerikaner in den gleichen Topf wirft. Einer hat erzählt, wie er sich in Europaferien so angezogen und verhalten hat, dass er nicht als Amerikaner erkannt würde. Meine gepflegte Sprache, die ich in diesem Blog verwende, verbietet einige der Statements, aber kurz zusammengefasst: Viele sind nach wie vor sprachlos, dass diese Wahl so ausging und ausnahmslos (Gespräche bis jetzt mit Demokraten, Republikanern, Unternehmern, Angestellten, Christen und Menschen von denen wir nicht viel wissen) würden sie gerne einen anderen Präsidenten haben. Manchmal sieht man in den Gärten oder an Autos Zeichen einer Trumpunterstützung, diese sind hier aber spärlich oder spärlich geworden.

Tower des Königs von Amerika
Tower des Königs von Amerika – New York, Vereinigte Staaten