Velo fahren in Neuengland

Nun sind wir doch schon tausend Kilometer Velo gefahren und möchten mal davon noch ein wenig berichten. Unterwegs waren wir in Neuengland, wobei “Neu” nicht sehr zutreffend ist. Die Staaten Maine, New Hampshire, Massachusetts und Rhode Island haben wir hinter uns gelassen und sind heute in Connecticut eingefallen eingefahren. Einige Hochlichter (engl. Highlights) stehen also hier im Bericht.

Der Start

In Bar Harbor, unserem nördlichsten Punkt, haben wir im Acadia National Park unsere Runden gedreht und die wirklich schöne Natur genossen.

Mount Cadillac
Panorama – Bar Harbor, Vereinigte Staaten
Wir liessen es uns nicht nehmen, den Mount Cadillac velomässig zu erklimmen. Der Bergpreis für den Aufstieg auf den 470 m hohen Hoger war die Aussicht, die allseitige Bewunderung (einer hat uns auf dem Gipfel extra gesucht, um uns nach unseren Plänen zu fragen)  und natürlich die Abfahrt.

Hier oben findet übrigens der früheste amerikanische Sonnenaufgang statt, allerdings ohne uns. Ein kleiner Teil der Abfahrt habe ich videoisiert als 360° Aufnahme. Das heisst, ihr könnt während des Films den Ausschnitt mit der Maus verändern, nach hinten oder nach oben gucken oder so. Der Film bekommt sicher keinen Oscar, auch wenn er in den USA gedreht worden ist. Das Gerüttel habe ich natürlich extra eingebaut, damit es krasser wirkt und die Regieanqweisungen am Anfang sind auch einmalig :-):

Maine kannten wir dann vom Hinweg schon ein wenig und wussten auch, dass es eine Art grosses Wellblech ist. So gibt es zwar keine grossen Berge, aber kurze kleine Steigungen, die aus der Nähe wie eine Wand aussehen. Auf den Fotos wirkt es halt nicht so extrem:

Die Landschaft ist aber wunderschön und wir geniessen das Unterwegssein und entdecken kleine Hofläden, die häufig auch eine Art Bäsebeiz sind oder Cafés in Dörfern, die mit kreativem Angebot aufwarten. In einem Wrap-Café erkennt der Besitzer unsere Sprache und meint auf bärndütsch: “Ihr choit bi mir ou uf Bärndütsch bsteuä.” Er hat vor mehr als 35 Jahren in der Schweiz als Koch gearbeitet. Einige Eindrücke von unterwegs:

Verkehrswege, andere asphaltierte Flächen und Autos

Die Amerikaner fragen uns immer wieder, ob wir dann alles auf dem Highway fahren würden und ob die Autofahrer nett zu uns seien. Wir versuchen natürlich kleinere Strassen oder Velowege zu bevorzugen. Eine Auswahl:

Die meisten Autofahrer und -innen sind nett zu uns und machen einen grossen Bogen um uns herum – nicht selten wahrscheinlich aus Angst, wir könnten gerade jetzt umfallen oder sonst eine unvorhergesehene akrobatische Bewegung ausführen.  Häufig wird uns an Kreuzungen der Vortritt gewährt, manchmal sogar, wenn unsere Ampel auf rot steht. Bei einer Baustelle wurden wir nach vorne gebeten und instruiert: “Ihr könnt gleich losfahren. Die Autos werden losfahren, wenn ihr etwa in der Hälfte seid, dann sollte es reichen.” Der Clou daran: Die Baustelle war knapp 150 m lang.

Dass gebaut wird, ist auch nötig. Die Qualität der Strassen ist zwar mehrheitlich gut, manchmal aber auch eine Katastrophe. Es gibt Schlaglöcher, da müsste man das Velo fast mit einem Kran bergen, würde es hinunterfallen. Und ich bin mir fast sicher, dass Rodeo von Fahrradfahrern in Städten erfunden wurde. Manchmal ist das im Sattel bleiben nicht einfach. Vielleicht sollte ich hier mal ein Foto nachliefern.

Verkehrsschilder

Vieles wird hier mit Schildern erklärt. Das Schild “Dead End” (deutsch: totes Ende) für Sackgasse finden wir bisweilen makaber, z. B. wenn es in der Notfalleinfahrt des Spitals oder beim Friedhof steht. Andere sind witzig manchmal auch etwas kompliziert. Bei Baustellen sind häufig zwei Polizisten anwesend, um die Bauleute zu sichern, nicht selten läuft das Blaulicht (ohne Sirene) den ganzen Tag. Diese Polizisten werden auch angekündigt. Hier eine Auswahl:

Boston und Cape Cod zu dritt

In Boston, unserer ersten grossen Stadt haben wir Silje getroffen und konnten bei ihr übernachten. Wir kennen sie aus der Schweiz, sie arbeitet momentan in Boston. Sie begleitete uns auch auf den nächsten beiden Tagesetappen über Cape Cod. Das war eine wunderschöne Tour und wir genossen die Gemeinschaft. Einige Eindrücke von Boston und unterwegs:

Und zum Schluss noch die Velostrecke bis Plymouth (die Lücke erklärt sich durch die Fährverbindung):