Abschlussbericht zum Schiff

Als Rückblick mit einer gewissen Distanz zum Schiff (das bereits wieder in Europa liegt), möchte ich noch ein paar Sachen loswerden. Z. B. als wir unterwegs an einer kleinen Insel vorbei fuhren, konnte man mit dem Feldstecher einen bärtigen Mann sehen, der eine Fahne schwenkte. Wir zeigten es dem Kapitän, der ganz entspannt sagte: “Ja, den kennen wir, der freut sich jedes Mal, wenn wir vorbei fahren.”

Das war natürlich ein Witz und er wurde uns vom Kapitän erzählt :-). Aber nun zu den Erkenntnissen:

  • Es war spannend – jeden Tag. Es gab viel zu entdecken, zu erfragen, zu verstehen, zwischen den Silben zu lesen, Erklärungen zu interpretieren (Formel: meine Englischkenntnisse x der Akzent des Erklärers + Phantasie = neue Erkenntnis) und die Grösse und Weite des Meeres zu erfahren. Die Zeit verging schnell, obwohl wir viel gelesen oder gechillt (denglisch für gefaulenzt) haben. Selten hatte ich sowenig Vorstellungsvermögen, wie das wohl sein werde: Ob ich das überlebe (das habe ich stark vermutet), ob ich zwei Wochen an der Reeling stehe und die Fische füttere mir schlecht ist (keine weiteren Details), ob mir langweilig wird (wäre noch zu verkraften), ob mir das Schiff zu klein wird (so eine Art Platzangst auf ca. 6000 m2), was wäre, wenn ich plötzlich ein starkes Wehwehchen bekäme usw. Aber es ging alles gut, bestens sogar – ja ich erteile das Prädikat “sehr empfehlenswert” und vermisse den Kahn sogar irgendwie. Falls ihr also mal so rein zufällig einem Containerschiff begegnet und gerade so zwei Wochen nichts los habt, dann steigt einfach ein.
  • Eine Frage, die ich mir stellen würde, wenn ich jetzt du wäre, beantworte ich dir sehr gerne 🙂 : “Habt ihr Tiere gesehen?”
    Ja, wir haben einiges gesehen. Manchmal nur mit dem Feldstecher und eigentlich nie solange dass ich gescheite Fotos präsentieren könnte. Wir haben folgende, zweifelsfrei identifizierbare Spezies gesehen: einen Wal, zwei Haie, drei grosse Meeresschildkröten, viele Delfine und noch mehr fliegende Fische.

    Delfine, sehr klein – fast nicht zu sehen
  • Zur Crew wurde ja schon einiges geschrieben (hier). Ergänzend vielleicht noch, dass wir sehr gut aufgenommen wurden, wir waren “wichtig” auf dem Schiff und hatten unseren Platz in der Rangordnung. Vielleicht waren wir zu Beginn etwas zu übervorsichtig und wollten auf keinen Fall im Weg stehen. Das könnte natürlich auch als Desinteresse gedeutet werden. Ich denke aber, es war wirklich gut. Wir wurden immer über alles informiert, mündlich oder per Lautsprecher und konnten mit unserem Telefon 24 h am Tag die Brücke oder das Office erreichen. So hörte sich eine Info an, wenn wir die Zeitzone wechselten:
  • Mit unseren beiden Mitpassagieren aus Frankreich hatten wir es ebenfalls sehr gut. Zusammen mit Jean-Charles und Aurélie konnten wir unsere Erlebnisse austauschen und natürlich “tratschen”, was auf dem Schiff so passierte 🙂 und abgleichen, was die anderen wie verstanden haben. Es war ja auch wunderbar, dass wir durch sie an unseren Startpunkt in den USA kamen (hier berichtet).
  • Der Wellengang war ja, gemäss Seemänner, eher schwach. Für uns gab es aber schon Tage da waren wir anderer Meinung, auch wenn wir nie so richtig seekrank wurden. Das fensterlose Treppenhaus mit seinen 80 Stufen (Kabine-Esssaal) schien dann jeweils massive Unregelmässigkeiten zu haben. Ein kleines Wellengangbeispiel hier (es sieht als Film etwas lächerlich aus, aber denkt beim Schauen daran, das Schiff ist mehr als 200 m lang und die kleinen Wellen sind 30 m weiter unten und spülen teilweise vorne über den Bug. Zudem wäre der Horizont hier eigentlich auch horizontal):
  • In der Vorstellung unserer Reise hier auf dem Blog, sieht man in der Animation  das Schiff einen Kreis im Atlantik zu fahren (ab Sekunde 55). Ihr werded es fast nicht glauben, aber wir haben tatsächlich einen solchen gemacht. Wir waren zu früh und trieben zuerst 2 h auf dem Wasser ohne Motor und drehten nachher eine Runde. Wir sassen vorne auf dem Deck und die Sonne drehte sich um uns herum. Als Beleg hier die Aufzeichnung unseres GPS:

Und wen die komplette Strecke des Schiffes interessiert: