Flussreisen bis zum Ende

Nach unserem schönen Aussichtsübernachtungsplatz Nummer zwei, suchten wir uns den Weg entlang von Wasserwegen (abgesehen von Erhöhungen bei Tälerwechseln) und fanden auch einen dritten Aussichtsübernachtungsplatz (nur die Aussicht war schön). Zwei grosse Städte trafen wir ebenfalls noch an. Nun sind wir bereits auf dem Heimweg.

Wer findet mich, Peddalington, auf dem Bild? – Graz, Österreich

Die Drava – die Drau

Über einige Höhen und Tiefen Sloweniens (bei heissem, sonnigen Wetter, damit dies wieder mal protokolliert ist) erreichten wir, zusammen mit dem ersten Gewitterregen, in Dravograd* die Flüssin Drava (sie ist eben eine sie). Dravograd ist aber eigentlich falsch, weil die Drava ausgerechnet dort eine 90-Grad-Kurve macht, also eher Dravokrumm oder Dravowinkel heissen müsste. Die Drau, so der deutsche Name, ist ein sehr geschichtsträchtiger Fluss, äh Flüssin: Seit vielen Jahren entwässert sie das österreichische Kärnten. Unvorstellbar was mit Österreich wäre, sie hätte dies unterlassen. Dem grünen Fluss folgend erkeuchten sich die beiden zum Tagesschluss die letzte Unterkunft mit Aussicht.

Aussicht auf die Drau – Trbonje, Slowenien

Notiz 📝 in eigener Sache an die Planung für die nächste Reise:

  1. Aussicht hat man von oben, d. h. da muss man rauf.
  2. Nicht nur die Höhe der Unterkunft ist wichtig, es kann auch sein, dass die Zufahrt noch höher rauf geht und diese auch gar nicht auf der Karte drauf ist.
  3. Gute Unterkunftsbewertungen müssen nicht zwangsläufig etwas mit der Realität zu tun haben

Unsere Velos schliefen in einer Art Zeitmaschine in die Vergangenheit, während die beiden Menschen in etwas muffiger Umgebung nächtigten und auch kein Frühstück dazu buchten 😎. Ich schlief dann lieber bei den Velos.

Hier schliefen die Velos und ich – Trbonje, Slowenien

Das Drautal in Farbenfotos

\* Erklärung vom Erklärbar Peddalington: Das „grad“ z. B. in Dravograd heisst in vielen slawischen Sprachen Burg. Geht ihr also nach Belgrad, dürft ihr eine solche erwarten. Gilt nicht, wenn jemand sagt:“ ich chume grad“, weil das ja nicht slawisch ist. Gern geschehen.

Maribor – Marburg

Maribor liegt, trotz Mar im Namen, nicht am Meer. Es ist eine Stadt mit bewegter Geschichte, war mal österreichisch-ungarisch, mal jugoslawisch, mal deutsch-österreichisch, wieder jugoslawisch und jetzt slowenisch, soweit ich das verstanden habe. Der älteste Weinstock der Welt hat das alles erlebt und treu Wein, also Trauben, geliefert. Er ist mehr als 400 Jahre alt, sagt man.

400-jährige Rebe – Maribor, Slowenien

Die Innenstadt war erstaunlich ruhig für einen Samstagabend. Keine Ahnung wo die Mariboreusen und Mariborigines waren. Wir machten unsere eigene kleine Sightseeingtour:

Übrigens haben die beiden in Maribor noch ein Souvenir eingepackt. Ich war da total dagegen, aber sie wollten einfach nicht auf mich hören!

Slowenien geniessen

Slowenien gleicht in gewissen Punkten der Schweiz. Viele Täler, Hügel und Landschaften scheinen Verwandte in der Schweiz zu haben und die Bevölkerung ist eher zurückhaltend.

Es gibt auch ein Nationalgetränk, das aus Kräutern hergestellt wird und, wie bei Softdrinks üblich, mit etwas Zucker gesüsst wird. Es schmeckt, wie eine Mischung aus Chinotto und Cola und heisst Cockta.

Cockta – slowenisches Getränk

Es gibt mehr Bienen als Slowenen und fast überall kann man Honig und andere 🐝-Produkte erstehen, was meinem Bärenmagen gefällt. Der Erklärbär hat recherchiert: auf tausend Slowenen kommen vier Imkerinnen oder Imker. Ker ist das Bienenhaus, also ist ein Imker jemand im Bienenhaus. Der letzte Teil war frei erfunden, klingt aber plausibel, oder?.

Auch an die Sprache haben wir uns gewöhnt. Bei den WCs ist Moški Mann und Zenški Frau. Es ist aber am einfachsten, wenn es international angeschrieben ist:

WC-Türen mit internationaler Beschriftung – Vuzenica, Slowenien

Adijos Slovenia – Servus Österreich

Nach einer erholsamen Nacht verabschiedeten wir uns von Maribor, der Drava und bald auch von Slowenien und dessen Vorzügen. So waren wir nur noch zu fünft (die Beiden, ihre Velos und ich). In Österreich trafen wir auf die Mur, die braunes Wasser führte, und auf massive Sturmschäden an Häusern, auf den Feldern und auf unserem Weg.

Gut gefüllte Mur – Leitring, Österreich
Sturmschäden – es hatte in der Nacht gehagelt und gestürmt – Stangersdorf-Gewerbegebiet, Österreich

In Österreich fielen uns die vielen Verbotsschilder auf: „Privatweg, Durchfahrt strengstens verboten“, „Parkieren wird unverzüglich angezeigt“, „Spielen auf diesem Spielplatz nur für Kinder aus dem Dorf“, „hier gilt die StVO!!“. Es war uns nicht klar, ob uns das auffiel, weil wir plötzlich alles wieder lesen konnten, oder ob es wirklich extrem war. Wir vermuteten alle das Zweite und es war irgendwie ungemütlich.

Dass die österreichische Sprache etwas anders ist, wurde uns aber klar bei folgenden Schildern:

Ziel Graz

Graz war unsere velopedische Zieldestination. Die letzte Etappe war wettertechnisch durchzogen und wir fuhren durch einen Landregen, konnten aber der grossen Regenzelle davon fahren. Lediglich Stephan wurde beim Hotel, vom Veloparkplatz im Hinterhof bis zum Eingang, von oben eingenässt.

Graz in Bildern

Touristengeschichten

Weitere Geschichten von Touristen:

Ein 🚗 fährt auf den Campingplatz und ein Ehepaar steigt aus. Sie essen am Tisch eine Kleinigkeit und beginnen das Auto auszuräumen. Der Mann öffnet irgendwann die Seitentüre und sagt zum Sohn: „Wir sind da, da drüben hats einen Imbiss.“ Ein ca. 13-Jähriger steigt aus und begibt sich zum Tisch, jedoch nicht ohne den Blick von seinem Handy zu heben, auf dem ein Film läuft. Er isst Imbiss und ruft zwischendurch, was er noch braucht, z. B. die Wasserflasche aus seinem Rucksack. Es wird ihm alles geliefert. Dann unterbricht er seine Filmorgie, um sein Zelt aufzustellen. Der Vater bietet zwar Hilfe an, aber das macht er selbst. Kaum steht es, ist er dort drin und schaut, vermutlich, erneut Film. Manchmal bestellt er etwas aus seinem Gepäck, das unverzüglich geliefert wird. Als die Eltern sich für einen Spaziergang abmelden, meckert er noch, dass noch nicht alle Wünsche angeliefert wurden. Sofort wird ihm Folge geleistet. Den Jungen haben wir bis zu unserer Abreise nicht mehr gesehen.

Meine beiden Begleitradler sehen sehr kompetent aus, so dass sie immer wieder irgend etwas gefragt werden. So auch auf der Hotelterrasse von einem Engländer, ob sie es erlauben würden, dass er kurz mit dem Rezeptionisten sprechen könnte, da er noch eine Frage hätte. Er war der Meinung, sie wären die Besitzer des Hotels 😂. Der Engländer wurde später von seiner Tochter auf den Balkon gesperrt, was dieser lautstark offensichtlich nicht lustig fand. Sein persönlicher Brexit sozusagen.

Und zu guter Letzt noch aus dem Zug: Zwei ältere Leute sitzen im gleichen Wagen und wettern vorwiegend über heute und wie alles viel besser war früher. Fast im gleichen Atemzug schwärmen sie über die Möglichkeit mit dem Zug zu reisen, was bei früheren Löhnen nicht möglich war. Sie wettern auch über die jungen egoistischen Leute, geben aber trotz Platzmangel die zwei leeren Plätze nicht frei bzw. behaupten sogar, diese seien reserviert. Meine schlimmste Vermutung, sie glauben sich selbst wahrscheinlich alles.

Zwei kleine Filmli von unterwegs

In Italien auf altem Eisenbahntrassee

In Slowenien durch die Landschaft

Karte der Route

Schluss

Damit schliesse ich, Peddalington, die Berichterstattung für diese Reise ab. Ich bedanke mich für die Aufmerksamkeit und das Mitfiebern.