Einige erste Erkenntnisse unserer Reise

Zum endgültigen Abschluss unseres Reise-Halbjahres veröffentlichen wir hier noch eine (unvollständige) Zusammenfassung einiger „Best“ und „Worst“. Die negativen Punkte sind nicht ganz ernst gemeint, denn es ging und geht uns wirklich sehr gut. Wir fühlen uns beschenkt von vielen wertvollen Begegnungen, hatten immer genug zu essen und ein Dach über dem Kopf, es gab keine nennenswerten Velopannen und verfahren haben wir uns auch nie (danke Stephan!). Wenn wir etwas vermisst haben, dann einzig Freunde und Familie, ein eigenes Daheim und in Kuba stabilen und jederzeit verfügbaren Internetzugang sowie ab und zu Teigwaren auf dem Teller;-) Nun zwitschern wir aber doch ein letztes Mal durch dieses knappe Kabel:
nicht alle haben einen Vogel
nicht alle haben einen Vogel

Nach wie vor sind wir fasziniert vom Reisen mit dem Velo: man sieht mehr, ist näher bei den Menschen, nimmt jegliche Arten von Gerüchen wahr (in Kuba z. B. den Duft des Kaffeeröstens), erlebt Klima und Wetter intensiver und kommt doch so gut vorwärts, dass man auch etwas grössere Länder als die Schweiz unfassend entdecken kann. Wir stehen Nachahmern gern mit Routenvorschlägen, Tipps und Tricks zur Verfügung 😉
Nun also zur versprochenen „Zusammenfassung“:
  • Die speziellste Unterkunft: Pferdeanhänger, Zug-Hüttchen
  • Die edelste Unterkunft: Ferienvilla in Wrightsville mit Pool und 2 Wintergärten zu unserer alleinigen Verfügung
  • Die einfachste Unterkunft: Hüttli im Campismo La Mula / Zelten vor Charleston auf dem Overflow-Zeltplatz = Parkplatz
  • Das schlechteste Wetter beim Fahren: Regentag vor Charlottesville, nach halber Etappe aufgegeben, da nass und kalt
  • Das schlechteste Wetter im Schèrme: heftiges langes Gewitter in Pilón
  • Der kälteste Ort: USA Camping am Blueridge (6 Grad) / Kuba Viazul (0 Grad) / Kanada
  • Der heisseste Ort: Zelt in der Nacht in Florida
  • Das beste Velo-Wetter: Maine bei Sonnenschein
  • Der höchste Berg: Blue Ridge Parkway (1250 m über Meer)
  • Tiefpunkte: Camping nicht wo er sein sollte, Schuh im stinkenden Dreck in Macaré, Kuba, Durchfalltag in Havanna, Gepäck verschollen in Havanna
  • Der Höhepunkt: so viele dass wir uns nicht entscheiden können
  • Das beste Essen: Langusten in Playa Girón. Caneloni in Viñales, Lasagne in Holguín, Crèpes in Trinidad, Pizza in Guánabo 😉 wenn es immer Reis gibt, bekommen Alternativen eine ganz neue Bedeutung.
  • Das magerste Frühstück: La Mula: je 1 in Öl gebackenes Brötchen / einmal mit Würstchen (bestellt mit Käse), einmal nature
  • Das beste Frühstück: div. Casas in Kuba, französische Croissants in Montréal
  • Das schlechteste Essen: Guetzliresten (glutenfrei, zuckerfrei, bio, vegan …) in Kuba mit warmer Milch
  • Die beste Begegnung: alle mit netten Menschen
  • Die schrägste Begegnung: Mann an Tankstelle, der uns Fiberglasstangen schenkt, damit wir uns gegen die Autofahrer und andere wilden Kreaturen verteidigen können / Zigarren-Jinetero
  • Die saubersten Gastgeber: Dora und Rafael: Velos blitzblank geputzt, Zimmer wird täglich auf Hochglanz poliert
  • Die schlafloseste Nacht: Viazul Holguín-Trinidad, letzte Zeltnacht in den USA
  • Der unheimlichste Ort: Camping Whitelake, wo die Polizei, FBI, Feuerwehr usw. eben dabei waren, ein Meth-Labor in einem Wohnmobil auszuheben
  • Der kreativste Moment: Die viel zu kurzen Schachteln für die Velos am Flughafen Montréal: aus drei mach zwei
  • Die lustigste öffentliche Person: der Schnauz, Nachrichtensprecher im staatlichen kubanischen Fernsehen. Da klingt sogar das Wetter dramatisch.
    Schnauz der Nation
    Schnauz der Nation
  • Das langsamste Transportmittel (ausser den Velos): Containerschiff, Rössli
  • Das älteste Transportmittel: Taxi in Kuba (Cueto –  Holguín)
  • Das bequemste Transportmittel: Velo
  • Die schlimmste Velopanne unterwegs: Platten am Hinterrad
  • Der schwerste Velodefekt: defekte Hinterachse (behoben bevor das Velo nicht mehr zu fahren war)
  • Die grösste Überraschung: Geburikuchen für Stephan organisiert vom Casa-Besitzer, nachdem dieser im Pass gesehen hat, dass Stephan am nächsten Tag Geburi hat
  • Der grösste Durst: in Pilón in allen Läden Wasser ausverkauft und bis zum Tagesziel kein Laden, Vorrat von 1.5 l muss für beide reichen
  • Die netteste Bedienung: Cafe in Belfast USA: Besitzer spricht uns auf Berndeutsch an
  • Die schlechteste Bedienung: Frau an Kiosk in Kuba auf unsere Frage nach kalten Refrescas, sie liegt mit dem Kopf auf dem Tresen, hebt den Kopf nicht und sagt ohne uns anzuschauen: „no!“ (= nein)
  • Die grösste Anstrengung fürs Hirn: Konjugieren im Spanischunterricht
  • Die schmerzhafteste Etappe: Reitausflug in Trinidad (nicht für alle gleich 😃 )
  • Das günstigste Nachtessen: Holguín Fr. 4.50 inkl. Suppe und Fleischmenus
  • Die verrückteste Stadt zum Velofahren: New York City
  • Die gösste persönliche Herausforderung: Merita: Jeden Tag im Heute zu leben und voll auszukosten, anstatt zurückzuschauen und zu überlegen, was wir noch anders oder besser hätten machen können („was wäre wenn …“). Und anstatt ständig zu überlegen, was wir noch organisieren, absichern müssen, damit alle Eventualitäten beachtet sind.
    Stephan: So viel und aufwändig planen müssen. Gerne wäre ich spontaner unterwegs gewesen, aber die Unterkunftssituation und tlw. der “ÖV” haben es einfach nicht zugelassen.
  • Und hier noch etwas Zahlen-Statistik:
    • Velo-Kilometer
      • Europa: 1’064 km
      • USA: 5’402 km
      • Kanada: 234 km
      • Kuba: 1’489 km
      • Total: 8‘189 km
  • Materialverschleiss bzw. Pannen:
    • je 2 Garnituren Pneus Schwalbe Marathon Mondial
    • je 2 Bremsbeläge (hinten)
    • 1 komplett neues Hinterrad
    • 5 platte Hinterreifen
  • Transportmittel ausser Velo: Container-Schiff, Fähre, Zug, Auto mit Bikerack, S-Bahn, Flugzeug, Bus, Oldtimer-Taxi, Minibus-Taxi und Pferd
  • Befahrene Länder: Schweiz, Deutschland, Frankreich, Holland, Belgien, USA, Kanada, Kuba
  • Übernachtungen
    • Camping 32 Nächte
    • Hotel/Pensionen 45 Nächte
    • Ferienwohnungen 67 Nächte
    • Private Unterkünfte (Einladungen) 23 Nächte
    • Schiff 14 Nächte
    • Total 181 Nächte

Und noch die letzten Bilder aus Havanna kurz vor dem Jahreswechsel (letzter Sonnenuntergang im 2017):