Kleiner Verbindungsabstecher nach Kanada

In Buffalo überfällt uns die irgendwie schon erwartete unerwartet kalte Kälte. Wir ziehen Kleider an, die wir ganz unten in den Taschen finden und sind froh, diese dabei zu haben. Drei Tage Velotüürelen im Herbst ist unser Plan, so dass wir diese Jahreszeit doch noch erlebt und auch die Niagarafälle gesehen haben.

Herbststimmung
Herbststimmung – St. Catharines Southeast, Kanada

Kalte Tage

Buffalo erreichen wir dank unerklärlicher Verspätung zu später Nacht. Der Weg zum Hotel zeigt uns bereits, wie wir uns am nächsten Tag zu kleiden haben (einstellige Temperaturen °C). Das Hotel hat uns bereits automatisch ein “Nichtauftauchen” verrechnet, das sie jedoch am Morgen wieder gutschreiben. Wir fallen in einen tiefen Winter-Schlaf.

Die ersten beiden Tage sind ziemlich grau, aber glücklicherweise regnet es kaum. Dafür ist der Wind alle drei Tage auf Konfrontationskurs, obwohl wir die Richtung wechseln. Es fühlt sich an, als wären die Bremsen angezogen und wir sind am Abend von Kälte und Wind ziemlich geschafft.

Niagarafälle

Von Buffalo steuern wir die Niagarafälle an, ein weiteres Highlight (Hochlicht für die, die kein Englisch können 🙂 ) unserer Reise. Die Fälle haben einen amerikanischen und einen kanadischen Fall. Der kanadische sei viel schöner, sagte und ein Amerikaner. Wir sollten dies den Kanadiern aber nicht sagen, die seien sonst schon so eingebildet 🙂 .

BNiagara fängt an zu fallen
Niagara fängt an zu fallen – Niagara Falls, Vereinigte Staaten
viel wasser
Viel wasser – Niagara Falls Southeast, Kanada

Die Ausreise aus den USA und die Einreise in Kanada nehmen wir direkt an der Brücke in Niagara Falls vor. Mit Jean, der kanadischen Zöllnerin dauert dies höchstens eine Minute, ohne Absteigen und den zwei einzigen Fragen, wo denn unser Gepäck sei und ob es nicht ein bisschen kalt sei. Und zack, der Stempel sitzt im Pass und das Zätteli für die USA-Ausreise nimmt sie auch noch in Gewahrsam. In die andere Richtung hätte das bestimmt anders ausgesehen.

Weil nicht gerade Saison ist, waren die Hotels im Überangebot günstig erhältlich. Wir haben uns für einen Spottpreis ein Zimmer mit Sicht auf die Fälle geschnappt. Als wir beim Hotel ankommen, wird uns aber beschieden, dass wegen einem Problem im Hausdienst unser Zimmer noch nicht bereit sei. Wir könnten aber ohne Aufpreis ins Nachbarhotel mit grösserem Zimmer und ebenfalls Sicht auf die Wasserfälle. Es war eine ziemlich andere Kategorie von Hotel. Im 27igsten Stock mit Sprudelbad im Zimmer und eben Sicht auf alle Fälle waren wir zum Preis einer Jugendherberge im wahrsten Sinne des Wortes bei der High Society angelangt. Unsere Velos wurden von zwei Herren abgeführt, im Bauch des Hotels verstaut und gut gefüttert (nehmen wir an).  Am Morgen konnten wir dann die Räder wieder bestellen und wieder kamen zwei Männer mit ebendiesen angetrabt. Sie wollten uns auch helfen beim Verlad der Velos auf unser Auto, machten dann bemerkenswerte grosse Augen, als wir erklärten, dass wir nur mit diesen Velos unterwegs sind 🙂 .

Im kleinen Film (Zeitraffer) aus dem Hotelzimmer seht ihr die amerikanischen Fälleli links und die kanadischen Fälle rechts. In der späteren Nacht wird das Wasser übrigens gedrosselt und die Lämpli abgelöscht.

Durch Kanada fahren

Auf dem weiteren Weg müssen wir dann feststellen, dass Kanada auch schlechte Strassen kennt. Einzelne Pisten sahen aus wie Asphaltpuzzles und waren wirklich kaum fahrbar. Dennoch erreichten wir am Abend Hamilton am Ontariosee (der kleinste der vier grossen Seen in Nordamerika und etwa halb so gross wie die Schweiz). Bei Sarah und Jeffrey (Warmshower) durften wir einen netten Abend verbringen und dort übernachten. Sie waren schon mal mit dem Velo in Kuba unterwegs, was für uns natürlich sehr interessant war. Wir konnten einige Fragen klären und von ihren Erfahrungen profitieren. Jeffrey bestätigte übrigens, dass die eine Strasse unserer Route seit mehreren Jahren den Titel “schlechteste Strasse Kanadas” trägt.

Am letzten Velotag fuhren wir entlang des Sees von Hamilton nach Toronto durch herbstlich gefärbte Baumalleen.

Kurze Zugstrecke

Von Toronto haben wir einen Gunp mit dem Zug gemacht und Montréal erreicht. Das war nur eine kurze Zugsfahrt von 5,5 h. Das Gepäck wird hier eingecheckt und kommt am Schluss auf dem Förderband, wie beim Fliegen. Ich hatte übrigens auf der Zugsfahrt eine ganz wichtige Rolle und wurde zum Türöffnerfürdennotfall ausgebildet. Der Kondukteur führte mich in alle Hebel, Geländer und ausfahrbaren Treppen ein und ich bekam dann oben am Sitz eine ensprechende gelbe Markierung “OPEN DOOR”.

Montréal ist eine schöne Stadt mit französischem Flair (Flair ist ja auch französisch :- ) ). Der plötzliche Sprachwechsel macht uns aber noch zu schaffen, unser Französisch c’est un peu rouillé (rouillé heisst rostig, für diejenigen, die noch schlechter französisch googlen können).

Wir dürfen bei Tanguy und seiner Familie übernachten. Er ist der Bruder unseres Mitpassagiers Jean-Charles auf dem Schiff und hat uns am Beginn unserer Reise mit seinem Mietwagen nach Bar Harbor mitgenommen. Zudem ist er Pilot bei der Airline, die uns nach Kuba bringt. Leider wird er aber nicht unsere Maschine fliegen.

In eigener Blogsache

Kuba hat in nächster Bälde, wenn alles klappt, zwei Velofahrer mehr zu Besuch, also wir. Gerne werden wir euch dann auch berichten, was so geschieht. Nur gibt es da ein kleines Problem. Die haben das Internet viel später entdeckt und es ist deshalb nicht so verbreitet. Zudem ist das Kabel zur Insel sehr dünn und somit langsam. Langer Text, kurzer Sinn: Evtl. gibts nicht so viel oder so bunt oder gar nichts Neues auf diesem Blog. Dies sagt aber nichts über unsere Laune oder unser Wohlbefinden aus.

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