Weitere tierische Begegnungen, die zum Umdenken zwingen

Ja, wie die Zeit verfliegt. Wir sind mit South Carolina schon wieder in einem neuen Staat angekommen bzw. verlassen diesen auch schon bald wieder. Zudem haben weitere Tiere unsere Wege gekreuzt, die uns sogar zum Umdenken/-planen gebracht haben. Davon handelt dieser Bericht. Zur Zeit sitzen wir gerade in Charleston und geniessen die Stadt mit ihrer gemütlichen Atmosphäre.

Ladenzeile
Ladenzeile – Charleston, Vereinigte Staaten

Strecke und Leben

Nach Durham haben wir die Hauptstadt von North Carolina, Raleigh, erreicht. Dort durften wir bei Kyle und Rebecca (Warmshowers) übernachten. Früher war übrigens New Bern die Hauptstadt von North Carolina. Da aber die Abgeordneten auf dem Weg in die Hauptstadt oder zurück häufig in der Taverne von Raleigh einkehrten, wurde die Hauptstadt dorthin verlegt (also rein wirtschaftliche Interessen). Wir orientieren uns mit unseren Velos mehr oder weniger dem East Coast Greenway entlang und versuchen mit den nicht immer üppig vorhandenen Übernachtungsmöglichkeiten sinnvolle Etappen zu gestalten. Neben schönen, menschenleeren oder locker besiedelten Landschaften, sind auch Städte immer wieder eine schöne Abwechslung. So erfreute uns auch das Wochenende in Wilmington. Wir hatten dort ein günstiges Zimmer gemietet und weil die Gastgeberin weg war, hatten wir ein ganzes Häuschen für uns. Wir haben fleissig geplant …

Planung
Planung – Wilmington, Vereinigte Staaten

… und Reifen gewechselt (der Winter kommt ja bald – äh nein, das ist ja nur bei euch so 🙂 ). Da die hinteren Reifen mehr abgenützt waren, haben wir hinten und vorne getauscht und gerade noch die hinteren Bremspads erneuert.

Service
Service – Wilmington, Vereinigte Staaten

Nach Wilmington erreichten wir endlich auch wieder den Atlantik, der uns lange nicht mehr sah und darum freudig mit den Wellen schwänzelte.

Wellen wegen Maria
Wellen wegen Maria – Pawleys Island, Vereinigte Staaten

Kurz nach einer Fährstrecke (ganze 2$ pro Velo & Passagier) erreichten wir South Carolina und darauf die Gegend Grand Strand, die mehrere typische Strandstädte und über 115 Golfplätze umfasst. Wir spielten dann zumindest ein Minigolf und ich verrate nicht, wer gewonnen hat (Meritas Schläge waren aber günstiger, wenn man den Eintrittspreis durch die Anzahl Schläge teilt 🙂 ).

Strand
Strand – Myrtle Beach, Vereinigte Staaten

Vor und nach Grand Strand kamen Küstenstreifen mit viel Marschland und Sumpf, ohne direkten Meerzugang. Dadurch gab es häufig auch wenige Strassen und wir mussten einige dutzend Kilometer auf der vierspurigen Hauptstrasse fahren. Allerdings immer noch besser als Sandpisten, auf denen man immer wieder mal einsinkt.

Auf dem letzten Stück vor Charleston verdichtete sich dann Bebauung und Verkehr. Wir fragten uns, wo dann plötzlich so viele Autos und Lastwagen herkommen können – rätselhaft. Die Gegend ist bekannt für das Handwerk der Sweetgrass Baskets. So stehen an der Hauptstrasse kleine Stände mit flechtenden Frauen und den zum Verkauf stehende Körben. Eine leider vom Aussterben bedrohte Tradition (Link, wer mehr wissen möchte), die die Sklaven aus Afrika mitbrachten. Unsere vollbepackten Velos ersticken verzückte Souvenirkaufräusche im Platzmangel (wir bringen euch also nichts nach Hause).

Körbe aus Sweetgrass
Körbe aus Sweetgrass – Mount Pleasant, Vereinigte Staaten

Weitere vielfältige und einfältige Tiere

Uns inspiriert die vielfältige Natur immer wieder. Nicht immer so, wie man das aus der Ferne denkt. Die tierliebende Merita schreibt dazu: Die Liste der Tiere, die uns begegnen, ist unterdessen noch länger geworden:
Erstens sind da die Kackerlacken, die wir bisher nur in Afrika angetroffen haben. In Wilmington war auf dem Heimweg von Nachtessen das Trottoir ziemlich voll von diesen Viechern. Eher nicht so angenehm, auch wenn sie schnell verschwinden. Auf einem der nächsten Campings traf Stephan sie dann in der Männertoilette an … (wohl nicht dieselben Tiere, aber dieselbe Art). Auf eben diesem Camping (generell nicht der schönste bisher) fanden wir im Vorzelt dann eine dicke Kröte und sich seitwärts fortbewegende Krebse. Ich musste gestehen, dass es mich etwas Überwindung kostete, ins Zelt zu kriechen.

Auf einem weiteren Camping gabs neben Mückenrekord in meiner Dusche Frösche. Eine ganze Familie sass an der Wand etwa auf Kopfhöhe. Mit dem Rücken zur Wand stehend fragte ich mich, ob die wohl auch auf meinen Kopf springen würden … Ich erinnerte mich an meinen Uganda-Aufenthal, wo solche Tierchen unter dem WC-Rand lebten und ich mich fragte, ob sie wohl an meinen Hintern springen könnten …

Leider können wir euch keine Fotos dieser neu entdeckten Tierchen präsentieren, in solchen Momenten denken wir selten ans Fotografieren.

Ein Mann, mit dem wir an einer Tankstelle plauderten, hat uns folgenden Mückenwitz erzählt, den wir gern mit euch teilen (funktioniert nur auf Englisch): There is not a single mosquito in North Carolina* – they are all married and have large families!
*funktioniert auch für South Carolina und vermutlich für viele andere Staaten.

Diese Mücken sind wirklich eine Plage. Merita hatte auf dem einen Campingplatz vor dem Duschen unbemerkt 22 Stiche in den Rücken erhalten – trotz Mückenspray und brennenden Citronella-Kerzen. Dazu kam die grosse Hitze und nicht abkühlende Nächte. Es gab also folgende Varianten, die wir gegeneinander abwogen:

  1. rausgehen, etwas kühlere Luft geniessen, trotz Mückenspray mit ekstasischen Regentänzen die Viecher verscheuchen.
  2. rausgehen, ein rauchiges Feuer gegen die Mücken entzünden und die zusätzliche Hitze des Feuers ignorieren.
  3. im Zelt bleiben, wachliegen und langsam davonschmelzen.
  4. aufstehen, zusammenpacken und irgendwohin weiterfahren.

1 kannten wir bereits und wollten wir nicht mehr, 2 probierten wir aus, 3 machten wir dann (es dämpfte im Zelt, es war tropisch) und an 4 dachten wir ernsthaft, waren aber zu faul.

Diese zwei Nächte führten zum Schluss:

kein Camping mehr bei Nachttemperaturen von über 25 ° C, Moskitopotenzial der Campingplätze besser abschätzen.

Ihr braucht aber kein Mitleid zu haben, wir nennen es Erfahrungen 🙂 .

Das letzte Tier war noch ein Bazillus, das Teile der Reisegruppe (männlich) in einen reduzierten Modus versetzte. Triefende Nase kombiniert mit Hustenreiz zur Unzeit (meist in der Nacht) und sonstigen Erkältungssymptomen führten noch zu einem Pausentag in einem Hotel. Als ich im Supermarkt nach Papiertaschentüchern fragte, bekam ich zur Antwort, dass ich viele kaufen solle, wenn ich in irgendeinem Laden solche finden würde. Die seien nämlich sehr praktisch. Ich fand dann welche in der Apotheke, zu ebensolchen Preisen, musste auch viele kaufen und finde sie nicht praktisch. Meist gehen sie schon vor dem Schneuzen beim Auspacken kaputt.

Charleston

Charleston wurde uns unterwegs immer wieder als lohnenswert empfohlen. Wir sind nun auch drei Nächte hier geblieben und konnten bei Missee und Charles (Warmshowers) ein schönes Zimmer und Familienanschluss geniessen. Die Stadt hat viel Flair, liegt an zwei Flüssen und gefällt in vielen Belangen. Einige Bilder für euch:

Karte unserer Tour