Der Staat Virginia …

Wir sind nun ca. 2 Wochen im Staat Virginia herumgeradelt – das ist doch ein eigener Blogeintrag wert. Charlottesville hat uns freundlich empfangen, die Stadt hat einen besonderen Charme.

Fussgängerzone
Fussgängerzone – Charlottesville, Vereinigte Staaten

Wer die Nachrichten verfolgt, hat vielleicht gelesen von den Ausschreitungen in Cville (=Charlottesville), bei denen eine junge Frau ums Leben kam.

Wenn man durch die Fussgängerzone schlendert, kann man sich das schwer vorstellen. Wir wurden mehrmals angesprochen, ob wir etwas suchen oder sonst Hilfe bräuchten. In einem grossen Outdoor-Laden, in dem wir unsere Velos parkieren durften, suchten wir nach geeignetem Kartenmaterial für die Weiterfahrt und waren die Attraktion des Ladens, sicher 4 oder 5 der Angestellten kamen bei uns vorbei, um uns auszufragen über die Velos und unsere Tour! Ebenso durften wir in Cville bei Jordan & Jolene übernachten, kennengelernt durch WarmShowers. Ein nettes junges Paar mit grossen Velotourplänen, vielen Dank für eure Gastfreundschaft!

Auf dem Camping nach Cville hatten wir noch eine nette Begegnung mit Mark, einem begeisterten Velofahrer. Er lud uns ein, nach dem Blue Ridge Parkway bei ihm und seiner ebenfalls Velo-begeisteten Familie zu übernachten. Leider lag es dann schliesslich nicht an unserer Route – sehr gern hätten wir ihn und seine Familie näher kennengelernt!

Nachlassende Begegnungen

Nach Cville kamen wir in die Pampa – auf allen Ebenen. Wenig Einkaufs-, Verpflegungs- und Unterkunftsmöglichkeiten, die Leute winken knapp zurück, wenn wir winken, niemand spricht uns an, immer wieder Trailer-Siedlungen und Häuser in erbärmlichem Zustand und mit viel Chaos drumherum und dann die bösen Wachhunde (dazu mehr in Stephans Beitrag, ich könnte darüber nicht objektiv schreiben 😉 ). Die Landschaft ist aber meist schön und malerisch.

Anwesen in Virginia

Es scheint, dass es hier in diesem Bundestatt im Hinterland, übermässig viele “No trespassing”-/”Keep out”-/”Beware of dogs”/etc.-Schilder hat, alles ist privat und man will niemanden sehen. Sogar bei Kirchen haben wir solche Schilder entdeckt – immerhin mit dem Zusatz, dass für kirchliche Angelegenheiten der Zutritt erlaubt sei. Ab und zu haben wir nämlich Kirchen als Platz zum Lunchen benutzt. Es gibt also aus Virginia begegnungsmässig nicht viel zu erzählen, deshalb liefern wir hier noch die versprochene Geschichte von Phil nach:

Eine Nacht in Phils “holiday cabin” in Wrightsville

Ich warte in Lancaster (Pennsylvania) vor dem Bikeshop während Stephans Velo das neue Hinterrad bekommt. Ein Mann mittleren Alters holt sein Velo im Laden ab und nachdem er es aufs Auto geladen hat, spricht er mich an. Die üblichen Fragen, ich erzähle gern und freudig. Dann fragt er, wo wir heute übernachten. Ich sage, wir seien noch nicht sicher. Evtl. hier in Lancaster auf dem “primitive Camping” (ohne Dusche und Wasser). Er lädt uns zu sich nach Hause ein, etwas ausserhalb Lancaster. Seine Frau sei gerade in Südafrika (sie arbeitet bei World Vision) und die Kids auswärts am College, es habe also genug freie Betten. Ich bedanke mich sehr und merke an, dass wir von der Routenplanung und den Wetterprognosen her lieber noch etwas weiter fahren würden. Phil will nun wissen, wo unsere weitere Route durchführt; ich zeige sie ihm auf der Karte. Er erzählt, dass seine Familie “zufällig” ein Ferienhaus am See ca. 30 km von Lancaster direkt an unserer Route besitzt. Das dürfen wir haben, wenn wir wollen … Er hinterlässt mir Telefonnummer, Name, Adresse und ich solle mich einfach melden, wenn wir Bedarf hätten. Amazing! Als Stephan neu bereift aus dem Bikeshop kommt, bedenken wir das Abgebot und sind uns schnell einig, dass das Ferienhaus in Wrightsville unser heutiges Etappenziel wird! Phil fährt am Feierabend extra hin und zeigt uns alles, wir trinken einen Schluck Wein zusammen und dann überlässt er uns das Haus mit Pool und 2 Wintergärten! Wir dachten bis anhin beim Wort “cabin” an etwas im Stil unseres Häuschens in Caux, haben nun aber gelernt, dass ein “cabin” gut auch eine Villa sein kann!

Staat Nr. 11 – North Carolina

Vorgestern haben wir nun Virginia verlassen und sind nach North Carolina gekommen – es ist der elfte Staat, den wir erradeln (plus Washington DC, das kein Staat sondern nur ein Distrikt ist). Schon im ersten Städtchen bietet mir ein netter Mann seine Werkstatt zuhause an, falls Stephan im Eisenwarenladen das gesuchte Werkzeug nicht findet. Jedenfalls haben ich es so verstanden – das Englisch hier im Süden ist eher schwerer verständlich 😉

Staatengrenze
Staatengrenze – Buffalo Junction, Vereinigte Staaten

Gottesdienst in Butner, Centerfest in Durham und eine Einladung zum Übernachten

Wir hatten das Bedürfnis, wieder einmal einen Gottesdienst zu besuchen. Dazu wählten wir die Butner Presbyterian Church aus mit Gottesdienst-Beginn um 11 Uhr 😉 Dank uns stieg die Besucherzahl von 16 auf 18 und das Durchschnittsalter sank um ein paar Jahre. Wir haben es genossen und wurden sehr freundlich aufgenommen und am Schluss mit kaltem Wasser für unsere Veloflaschen versorgt.

Eine kurze Etappe brachte uns dann nach Durham, wo gerade das Centerfest stattfand – eine Mischung von Ustermer Stadtfest, Koffermarkt und Streetfood Festival. Das beste daran ist ein Valet Parking für Velos! Also ein bewachter Veloparkplatz. Genau das Richtige für unsere bepackten Stahlrösser.

Wir hatten extra einen Tag im Voraus begonnen, über WarmShowers einen Übernachtungsplatz in Durham zu suchen. Leider haben wir bis am Abend nur negative oder ausbleibende Antworten erhalten. Schon wollten wir ein Hotel buchen, als beim Veloabholen ein Gespräch in eine Einladung mündete. Nein, wir haben nicht gejammert und gebettelt, der nette Gesprächspartner hat uns von sich aus ein Bett angeboten! Dale arbeitet bei der Stadt Durham und ist Koordinator für Velo- und Fussgängerverkehr. So radelten wir dann zusammen mit ihm seinen 7 Meilen langen Arbeitsweg nach Hause und verbrachten einen interessanten, gesprächigen Abend mit ihm und seiner Frau Julie.