Blue Ridge Parkway und Tiere auf dem Weg

Unser Höhenflug in die Berge ist vorüber und wir steuern wieder dem Atlantik entgegen. Insgesamt sind wir seit dem letzten Beitrag rund 7000 m den Berg rauf pedalt, das sind in Füssen, wie man hier rechnet, fast 23’000 Fuss (klingt noch besser und steiler). Unterwegs begegneten uns verschiedene Kreaturen. Davon und von den Bergen nun hier mehr …

Bergetappen

Der Blue Ridge Parkway ist eine reine Touristenstrasse, eine Höhenstrasse in den Appalachen. Die Strasse und einige Meter links und rechts davon sind ein Nationalpark. Weil die Aussicht so weit und die Bergwelt so schön, haben wir einen Teil des Parkways in unsere Planung aufgenommen und den Teil auch sehr genossen. Als wir hier mit den Leuten im Vorfeld darüber gesprochen hatten, schwärmten viele von diesem wunderschönen Stück Landschaft. Das Wetter passte nicht schlecht und so genossen auch wir die Aussicht, die wir gerne mit unseren werten Leserinnen und Lesern teilen.

Wir trafen, neben anderen, ein älteres Ehepaar das sehr beeindruckt war von unseren bepackten Velos und unserer Reise. Er erzählte dann, nicht ganz ohne Stolz, dass er auch schon Teile dieses Parkways gefahren sei, allerdings ohne Gepäck. Seine Frau warf dann postwendend ein: “Ja, aber nur abwärts, sobald eine Steigung kam, luden wir dein Velo in den Camper ein.” Er sagte dann nichts mehr – Wie gemein sie doch war …

Das eigentliche Problem am Parkway für uns Velotraveller war aber nicht die Steigung auf dem Parkway, sondern die Tatsache, dass es im Park fast keine Campings oder Unterkünfte gibt. So ist vor dem Zelt aufstellen eine Talfahrt notwendig (geht noch so) und nach dem Schlafen ein erneuter Bergpreis nötig (ächz). Mehr als eine Stunde bergauf sehr langsam fahren, sind wir uns einfach nicht gewöhnt, da fehlt uns der Fahrtwind in den Haaren 🙂

Wir durften auch noch eine Baustelle auf dem Parkway miterleben und das ging so: Für Belagsarbeiten mit Rollsplitt wird die Strasse einspurig geführt, so etwa 7 km. Ein Mann (hier Flagger genannt) hält eine Stopptafel, damit man eben stoppt. Wegen den eher tiefen Temperaturen hält eigentlich eine vermummte Stoffsäule mit Helm die Tafel. Nach gerauuuuumer Zeit fährt der Gegenverkehr vorbei, die Tafel bleibt auf Stopp. Auf was wir wohl noch warten? Ach ja, da muss natürlich ein Pilotfahrzeug voraus, damit man den Weg findet:

Vorausfahrer
Vorausfahrer – Bedford, Vereinigte Staaten

Im Pilot-Bus drin sitzen auch vier Bauleute, damit für alle Eventualitäten genügend Statisten dabei sind. So fährt dieses dann voraus durch diese einspurige Strecke, die man nicht verfehlen kann. Da wir Velöler nicht ganz so schnell waren und sie uns einfach ignorierten, kam uns dann im letzten Viertel das gleiche Fahrzeug mit dem Gegenverkehr im Schlepptau entgegen:-(

Als dann die Exhurrikkänin Irma, unterdessen ein harmloses Lüftli mit Regenschauern, im Parkway ankam, genossen wir noch zwei Nächte in der Parklodge. Nicht sehr günstig zwar, aber die mangelnden Alternativen halfen bei unserer Entscheidung. Die Velos kommen übrigens in der Regel mit ins Zimmer, das wird uns so empfohlen. So können wir den Zimmerpreis auch durch vier teilen, der uns dann viel günstiger scheint. Hier noch aus der Lodge der Bergsee:

Tierisches

Jemand hat uns auch sehr davon abgeraten, den Parkway zu befahren: “Da seit ihr ja fahrendes Fressen für die Bären!!” (es hatte dann tatsächlich auch sehr wenige andere Velofahrer/innen, wer weiss …). Bären sahen wir keine, leider oder zum Glück, da sind wir uns gar nicht so sicher. Auf dem einen Camping mussten wir unser Essen und die Toilettenartikel einschliessen, damit diese Tiere nicht noch auf den Geschmack kommen und so eitel werden, dass sie ohne Deo und Sonnencreme nicht mehr sein können.

Andere Tiere sehen wir aber schon. Unzählige Sqirrel (eine Art Eichhörnchen), viele Vögel (Kolibris und sehr farbige Arten: bitte nicht nachfragen, wir haben keine Ahnung welche) und Hirsche (nicht sicher, wer jeweils mehr erschrickt, das Tier oder wir) queren unseren Weg. Ebenso sind uns Schildkröten begegnet, die wir dann auch schon von der Strasse getragen haben, weil wir diesen Sonnenplatz nicht für besonders sicher gehalten haben (sie hat aber eher geschmollt, als sich bedankt). Hier ein bisschen davon …

Viele weitere Tiere sehen wir leider auch in zweidimensionaler Form ohne jegliche Lebenszeichen, aber allenfalls mit Reifenmuster. Eine weitere Spezie soll hier des Ärgers willen aber noch erwähnt werden: Hunde – Dogs. Wir haben schon viele liebe Hunde angetroffen, auch sehr gut erzogene (hier zu erwähnen der Husky der sich, ca. 50m entfernt, auf den Ruf seines Frauchens hinsetzte und nicht mit der Wimper zuckte als wir vorbeifuhren). Hier geht es aber um die Hunde, die wir im Vorbeifahren bei Häusern antreffen. Einige reagieren sehr auf unseren sonnengebräunten knackigen mit Daylong marinierten Wädli (Randbemerkung: nur die Wädli sind knackig). Ich versuche eine kleine Typologie:

  • A0: ungefährlicher Hund aus totem Material wie Ton oder Metall. Häufig in gepflegten Gärten anzutreffen. Sehr angenehmes Tier.
  • A1: beim Haus liegender Hund, der allerhöchstens seinen Kopf hebt(für wenige Sekunden). Unabhängig seiner Angebundenheit, ungefährlicher Hund
  • A2: Hund der aufsteht, mit dem Schwanz wedelt und winselt, sich aber nicht bewegt. Braves Hundi!
  • B1: Bellender Hund im klar sichtbaren Zwinger. Dem kann man auch ein bisschen schadenfroh winken.
  • B2a: Bellender Hund hinter Zaun. Ok, nicht reizen, solange nicht klar ist, ob der Zaun durchgehend ist.
  • B2b: Bellender Hund hinter unsichtbarem Zaun. Diese Hunde haben ein Halsband das den Hund zwickt, wenn er seinen Bereich verlässt. Funktioniert sicher meistens, als Techniker bin ich aber vorsichtig.
  • B2c: Hund an Seil, z. B. am Baum angemacht. Meist ok, aber das Seil könnte irgendwann durchgescheuert sein, weshalb reizen vermieden wird. Legendär ist der Hund von Vorgestern, der an einem Seil uns entgegensprang. Seil war dir,ekt am Abhang zur Strasse zu Ende und der Hund flog am Halsband einen Halbkreis (etwa 3m ab Grund) bis er wieder Boden unter den Füssen hatte und weiterbellen konnte.
  • C1: freilaufender kleiner Hund mit kuzren Beinen. Der hat keine Chance, die Strasse zu erreichen, bevor wir weit weg sind. Diese Sorte kann man gut belächeln und eine lange Nase machen.
  • C2: freilaufender doofer Hund. Merkt viel zu spät, dass wir kommen oder bellt in die falsche Richtung. Meist sind wir bereits weg, bevor er dann ernsthaft nahe kommt.
  • C3: freilaufende Bestie, die schnell vom Haus auf der Strasse ist. Leider oft sogar ein Rudeltier. Kommt bellend (nicht immer, manchmal knurrend) sehr nahe auf die Strasse ans Velo = Ungemütliche Situation. Mit ziemlich lauten ausgewählten englischen Wörtern versuche ich jeweils die Hunde einzuschüchtern, was oft funktioniert. Manchmal ergänzte ich den Ausruf aufs Herrchen. Schlangenlinien fahren verwirrt ebenfalls die Sinne der Hunde. Bis jetzt gab es keine Verletzungen auf beiden Seiten
  • C4: Hunde die schon auf der Strasse sind, aber sicher jemandem gehören. Die erschrecken zusätzlich, weil sie unerwartet und plötzlich da sind. Einige sind dann C3 Hunde, andere A1 oder A2.

Wir überlegen noch, uns irgendwelche Ausrüstungsgegenstände zuzulegen um dieser Gattung Hindernis paroli bieten zu können. Ein Laserschwert zum Beispiel 🙂 Einige schreiben sogar an das Tor, was für Hunde sie haben:

Hunde...
Hunde… – Crozet, Vereinigte Staaten

Noch einige Impressionen unserer Wege

Schlussbemerkung

Wer übrigens denkt, dass wir bei so langen Ferien am Abend nach einer Etappe sicher erholt aussehen würden – schaut mal folgende Quittung an … (ich erhole mich noch von meinem Frust)

Quittung mit Rabatt!!

Karte der Tour