Da sind sie wieder unterwegs. Mit Velo, Gepäck und meiner Wenigkeit an Bord geht es über tschechichen, polnischen und deutschen Boden von Prag über Wroclaw (Breslau) an die Ostsee. So zumindest der Plan.
Anreise im Nachtzug nach Prag
Es startet mit dem Nachtzug von Zürich nach Prag. Ich habe bärentief geschlafen, wie man sehen kann.

Die anderen beiden eher wie die Unruhe selbst – auf Koffein. Der Vorteil am Nachtzug ist, man kommt auch an, wenn man nicht/kaum geschlafen hat. In Prag genossen wir dafür einen Tag Pause, durften die Ferienwohnung einer guten Bekannten benutzen und mischten uns unauffällig unter die Touristen, die dauernd im Weg rumstehen.







Lustiges Fundstück in einer Konditorei auf dem WC:


Radeln in Tschechien der Elbe entlang
Dann ging es los, wir verliessen Prag Richtung Elbequelle auf den Gampirossen. Im Rückblick hatten wir den Rückenwind auf diesem Teil der Reise eindeutig zu wenig gewürdigt. Die Wegbeschaffenheit war sehr divers und vor allem unvorhersehbar.





Wir können perfekt tschechisch lesen und hören, nur verstehen wir praktisch nichts davon. Ist aber hier nicht so tragisch, meist funktioniert bei wichtigen Dingen eine Zweitsprache wie Englisch oder Deutsch und Verkehrsschilder interpretieren wir zu unserem Vorteil. Fleissig verteilen wir unsere beiden einstudierten Wörter “Dobri den”, was “guten Tag” heisst (dieser Blog hat ja auch einen Bildungsauftrag, also bitte laut nachsprechen: “Dobri den”).
Nach zwei Etappen erreichen wir die wunderschöne Stadt Hradec Králové (auf deutsch Königsgrätz – korrekt übersetzt wäre es eigentlich Königingrätz).



In einem Velogeschäft gibt es noch einen neuen Veloständer, weil der neue von zuhause seine Standfestigkeit bereits verlor. Während der dritten Etappe verliert dann auch ein männliches Teammitglied seine Tretkraft und muss sich kurz nach der polnischen Grenze zur Erholung in das Bett einer Herberge legen. Das Bett von der polnischen Marke “Hängematsky” lädt nicht zu einem Pausentag ein, so dass eine kleine Etappe zur Entfaltung und Aufrichtung besser scheint. Dafür spulen wir etwas vor und nehmen den Zug nach Wroclaw. Das freut mich als Peddalington, da ich endlich wieder Mal eine Geschwindigkeit erlebe, die den Namen verdient (nein, ich möchte noch erwähnen, wir fuhren durch das Gebirge, die haben gearbeitet).





Wroclaw erkunden
Dafür gibt es in Wroclaw (Breslau) einen Pausentag, der sich wirklich lohnt. Die Stadt ist sehenswert und weil gerade Wochenende und Ferienzeit ist, ist auch richtig viel Volk unterwegs.








Popopopolen
Von nun an wird die Routenwahl und die Planung ziemlich schwierig. Obwohl viele Radwege eingezeichnet sind, taugen sie manchmal dafür schlicht nicht im geringsten. Es hat Löcher (ich meine Lööööcher, nicht Dellen), Sumpf (zum Steckenbleiben tief), Sand (teilweise richtig tief), Wiese als Weg. Meist hat es sogar Velospuren und vereinzelt auch polnische Velofahrerinnen und -fahrer, sogar schiebende, aber wir wollten ja Velo fahren, nicht wandern. Leider ist das kaum zu planen und vorauszusehen. Wenn es dann einmal eine gute Strasse ist, spüre ich wie der starke Gegenwind meine Fellohren nach hinten klappt.



Wir finden aber, nicht immer auf Anhieb, Orte, um einen Kaffee zu trinken, in einem Park Pause zu machen (Parks gibt es viele und schöne) und natürlich ein Bett, um zu schlafen (dass Bären erlaubt sein müssen, ist natürlich eine Einschränkung).











Begegnungen
Begegnungen auf Reisen sind für uns immer wichtige Souvenirs. Für mich natürlich am liebsten mit anderen Bären, aber Menschen gehen auch. Auf dieser Reise ist es aus sprachlichen Gründen schwieriger mit Leuten ins Gespräch zu kommen. Gerade in Polen begegnet uns eine Zurückhaltung. Sogar unser “Tschin Dobre” („Dzién dobry“ heisst “guten Tag” auf polnisch – bitte nachsprechen) erschreckt die Leute manchmal. Wir hatten aber doch schon Begegnungen:
- ein junger Pole mit einem Kaffeebusiness, der uns genau den Kaffee zubereitete , der zu unseren Vorlieben passt.
- Mitten im Wald, ein sandiger Feldweg, plötzlich steht ein Waldbewohner (sieht genau so aus, wie du ihn dir jetzt vorstellst), fuchtelt mit den Händen und in Brocken Englisch sagt er, wir sollen nicht hier weiterfahren. Es gehe bergab und unten sei tiefer Sand, wie Sahara und zeigt mit den Händen an seinen Knien die ungefähre Tiefe. Seine alternative Route ist keine Falle (wie einzelne in der Reisegruppe zuerst vermuteten) und hat uns vor einer ungemütlichen Situation bewahrt.
- Die Übernachtung in einem Schloss war in vielerlei Hinsicht einmalig: Das typisch polnische Nachtessen war sehr fein, der Zmorgen eher für polnische Ritter und das Internet noch genauso langsam, wie beim Bau um 1535. Dort trafen wir auf ein polnisches Ehepaar, was sehr spannend war. Sie konnte gut Englisch reden und verstehen, er nur verstehen. Seine Korrekturen gingen jeweils auf polnisch an seine Frau und kamen, je nach Filtereinstellungen bei ihr, auch zu uns. Sie wollten uns von den speziellen Käfern berichten, die es in dieser Region gibt. Dazu sprachen beide intensiv mit ihrer Handy-Übersetzungsapp, die offenbar die polnische Sprache nicht so gut versteht (was ich wiederum gut verstehe). Ich hörte den Namen dieser Insektes so oft, ich konnte ihn auswendig. Plötzlich landen beide einen Treffer, er auf Englisch, sie auf Deutsch. Beide halten mir stolz und voller Freude ihr Handy hin: bei ihr steht “Käfer” und bei ihm “Beetle”.
Fundstücke



Das war ein Einblick in diese Reise. Nun folgt noch der Kartenausschnitt mit den einzelnen Etappen.
Kartenausschnitt
Der Ausschnitt kann vergrössert werden.