Von T wie Trinidad oder touristisch bis Y wie “¡Ya está!” (das wär’s!)

Gestern haben wir hier in Kuba das letzte Mal unsere Velos gebremst und so langsam endet unsere lange Reise mit unzähligen Eindrücken, Abdrücken und Begegnungen, die wir mit nach Hause nehmen. Einen kleinen Einblick in die letzte Tour von Trinidad nach Havanna folgt in den folgenden Zeilen und ziemlich vielen Bildern.

Taxi kubanisch
Taxi kubanisch – in Abendstimmung

Die nächtliche Busfahrt (23.00 – 7.10) von Holguín (gesprochen: Olgiin) nach Trinidad ist nicht als Highlight zu erwähnen. Erstens war es dunkel, zweitens eng, drittens eng und viertens wenig Platz. Kaum vorstellbar, dass dies die zuverlässigste und bequemste Möglichkeit sein soll, in Kuba zu reisen. Die Beinfreiheit auf unseren Velos ist im Vergleich dazu auf jeden Fall herrlich!

In Trinidad mischten wir uns dann für zwei Tage unter die Touristen und liessen die Fahrräder eine Pause machen. Das Städtchen ist wunderschön, was auch in vielen Reiseführern zu stehen scheint 😊. Seht aber selbst:

Bei einem Einblick in eine Primarschule konnten wir das Geheimnis der guten Schulbildung (die Kubaner loben sich dafür) nicht lüften. Uns schien es alles etwas altbacken. Dafür wurde uns am Schluss dann erklärt, wir könnten jetzt noch etwas spenden für den Schulbetrieb.

Schulzimmer in Trinidad
Schulzimmer in Trinidad

Zwei Ausflüge führten uns ins traumhafte Umland Trinidads. Einmal fuhren mit einer Art Zug auf rumpligen Geleisen durch das ehemalige Zuckerrohrtal (Hurrikan Kathrina hatte die Pflanzen zwar vor einigen Jahren zerzaust). Es war schön, aber etwas langweilig. Wenigstens durfte ich in der Lokomotive Platz nehmen.

Lokführer Göldi
Lokführer Göldi – Lok fast gleich alt, wie Sitzender

Als ich allerdings eine Kuh auf Kollisionskurs sah und die beiden Lokführer mit meinen Spanischkenntnissen darauf aufmerksam zu machen versuchte, trat kurz eine Hektik in die kubanische Gemütlichkeit. Die eingeleitete Schnellbremsung war so wirksam, dass sie niemand bemerkte, doch die Kuh gab glücklicherweise unseren Weg gerade noch rechtzeitig frei. Uff!

Nicht unsere Züge, aber unterwegs auf den gleichen Schienen:

Am folgenden Tag nahmen wir unseren Mut zusammen und setzten uns auf kubanische Caballos (deutsch: Pferde). Zusammen mit einem Guide-Cowboy und seinem achtjährigen Sohn (der eigentlich in der Schule hätte sein sollen) ritten wir durch die Zuckerrohrprärie und in die Berge, wateten durch Flüsse und versuchten den ganzen Tag in den gleichen Rhythmus wie unser Gaul zu kommen.

Unsere Cowboys, Rössli und wir
Unsere Cowboys, Rössli und wir

Vielleicht hätten wir besser zuerst noch einen Salsatanzkurs gemacht, denn wir harmonierten nicht so ganz mit dem Traben der Rössli. Breitbeinig und mit allerlei Beschwerden wankten wir am Abend von dannen. Wir waren zwar eine kleine Reitgruppe, doch sind unzählige solche Reitgruppen unterwegs, die sich an den wichtigen Punkten jeweils wieder treffen.

Dann durften wir endlich wieder unsere bekannten Metallgaloppis besteigen und Richtung Havanna losfahren.

Meer vom schönsten
Meer vom schönsten

Die Strecke war sehr abwechslungsreich mit vielen Meerblicken in traumhaften Farben, wenig Leuten und Verkehr und dazu begleitete uns schönes Wetter (okay, ihr seht auf den Fotos, dass es manchmal einzelne Wolken hatte).

Der Pistenbericht war durchwegs fahrbar bis gut, manchmal mit Pulver (sprich: Staub). Dass die Kubaner das nicht so eng sehen, haben wir gemerkt, als uns ein Casa-Besitzer eine Strasse empfahl, die sehr gut zu fahren sei. Auf der anderen Flussseite könnte man auch fahren, da sei sie aber etwas schlechter. So sah die gute Seite aus (das Foto zeigt natürlich nicht die wahre Tiefe des Problems 🙂 ):

die empfohlene bessere Strasse
die empfohlene bessere Strasse

Wir konnten kaum auf der guten fahren, so holprig war die Strecke. Die total überfüllten Strände haben uns aber nicht so gefallen. Hier hatte es mindestens 10 Gäste am Strand:

Playa de Coco
Playa de Coco

Einmal fand auf der Strasse eine grosse Aufregung statt. Das ganze Dorf als Cowboys auf den Pferden und eine Kuhherde mit einzelnen wenig amüsierten Exemplaren. Da gingen Kühe auf Pferde los, Lassos wurden geschwungen, gerufen, gebrüllt und gemuht. Wir – am Strassenrand – wussten nicht so recht wo wir mit unseren Rössern am besten aufgehoben wären.

Wilder Westen
Wilder Westen

Cienfuegos war zudem eine schöne Stadt, mit Häusern im Kolonialstil, die an unserem Weg lag:

Weihnachten fühlte sich nicht so richtig wie Weihnachten an. Obwohl auch hier da und dort Weihnachtsschmuck hängt und in vielen Wohnzimmern künstliche Weihnachtsbäume blinken (diese sind in Kuba erst seit dem Papstbesuch im 2005 wieder erlaubt), wird nicht «richtig» gefeiert. Wir schauten auch bei den Kirchen in Jagüey Grande, ob allenfalls etwas gefeiert wird, fanden aber nichts. Aufs Festessen mussten wir dennoch nicht verzichten. Sowohl am 23. wie am 24. Dezember waren wir in einem Casa, dessen Hausherr ein richtiger Koch ist (einmal mit 20 Jahren Hotelerfahrung und einmal mit Erfahrung aus einem 5-Sterne-Hotel).

Unsere Unterkünfte, alles Casas Particulares, waren generell sehr gut und wir erlebten viel Gastfreundschaft, gemütliche Zimmer, schöne Dachterrassen und eben auch gutes Essen (ausser: wir wollen keinen Reis mehr!!!!!! Es gibt immer Reis, meist weissen – wie will man da braun werden?). So waren wir froh um die Empfehlung eines guten italienischen Restaurants in Guánabo (danke Patrick!) und genossen die Pizza wie selten zuvor.

Nicht zuletzt hatten wir wertvolle Begegnungen mit anderen Reisenden. Eine belgische Familie mit drei Kindern, die mit ihrem Segelboot für eineinhalb Jahre in der Welt unterwegs ist, haben wir mehrmals getroffen. Dann einige andere Velofahrerinnen und Velofahrer aus Kanada, Holland, Italien und Deutschland mit denen wir ein Stück gemeinsam fuhren, gemeinsam Znacht assen oder zumindest einen Schwatz am Strassenrand hielten.

Etwas wehmütig fühlt es sich schon an, wenn wir unser Vagabundenleben nun an den Haken hängen und die Velos in die Schachteln verstauen. Wir freuen uns aber auch sehr auf zuhause und alle, die wir vermisst haben. Alles hat seine Zeit!

Karte der Tour