Vuelta Pampa

sehr wenig Verkehr
sehr wenig Verkehr

Der Titel dieses Blogbeitrags hat sich während der Fahrt der letzten Tage so ergeben. Vuelta heisst Rundfahrt und Pampa beschreibt in etwa, wo wir waren 😃 . Dass es dort schön war, erzählen die Bilder. Und ergänzend dazu runden die Textzeilen unsere Runde ab.

Vorsicht: Hauptstrasse kann Spuren von Asphalt enthalten
Vorsicht: Hauptstrasse kann Spuren von Asphalt enthalten

Pampa meint: lauter Land, total auf dem Land

auf dem Land
auf dem Land

Je weiter wir uns von Holguín entfernten, desto mehr fuhren wir aufs Land. Da täuscht auch die Tatsache einer zuerst vierspurigen Autostrasse nicht darüber hinweg. Die ersten zwei Abende/Nächte sind wir noch in einigermassen grösseren Zentren (Bayamo und Manzanillo), dann aber sind die Dörfer wirklich Dörfer, wo sich die wenigen (meist 2) Touristen und die Moskitos “Gute Nacht” sagen und die Güggel die ganze Nacht meinen, das Morgengrauen sei bereits angebrochen. Mühsam war für uns teilweise die Trinkwasserversorgung. Rum und Bier sind immer zu haben (worauf wir beim Radeln in der Hitze aber gerne verzichten), Wasser in Flaschen aber häufig gerade ausverkauft. Der Hammer war aber der richtig grosse Laden, der gerade mitten am Nachmittag Inventar machen musste und deshalb geschlossen hatte. Etliche Dorfbewohner drückten ebenso ihre Nase an der Scheibe platt – möglicherweise aber etwas weniger verwundert als wir.

Pampa heisst auch, dass es kleine Siedlungen ohne Strom gibt, andere haben immerhin vier Stunden im Tag Strom. Insgesamt schien uns die Gegend an der landschaftlich wunderschönen Küste hinter der Sierra Maestra von der kubanischen Regierung etwas vergessen gegangen zu sein.

Wetter

sieht schlecht aus
sieht schlecht aus
See auf Strasse
tiefer See auf Strasse

Das Wetter hielt sich nicht an die Vorhersagen, nur die Grosswetterlage war korrekt. Es wurde nämlich eine “Frente fria del Norte” erwartet. DIE Kaltfront schlechthin, vor der sich die Kubaner jeden Winter fürchten. Das Thermometer kann in der Nacht hier im Süden dann sogar unter die 20 Grad-Grenze fallen. Am Tag unseres Übergangs über die Sierra Meastra nach Pilón ans Meer wurden wir immer wieder von Regengüssen unter “Dächer” getrieben – natürlich teilten wir die Zufluchtsorte jeweils mit etlichen anderen Menschen. Zweimal war es eine Bushaltestelle (als dann das Wasser von unten zu steigen begann, kam zum Glück der Bus und wir konnten bessere Plätze ergattern: -) ), ein drittes Mal das Dach eines kleinen Dorfladens.

Unterstand Bushäuschen
Unterstand Bushäuschen

So richtig kam der Regen dann am Abend in Form eines langanhaltenden Gewitters. Und mit Gewitter meine ich wirklich Gewitter. Das Haus war glücklicherweise gut gebaut und wie eine Insel umgeben von Flüssen. Es blitzte und donnerte wie im Film! Der Strom fiel mehrmals für geraume Zeit aus.

Zum Wetter gehört auch der Wind. Den erlebten wir in La Mula, einem “Campingdörfli”, in dem wir für eine Nacht ein Kabäuschen mieteten. Im Gartenrestaurant (es gab nichts anderes) versuchten wir unseren Znacht zu essen. Tischtuchhalten, Reis mit der Hand vor dem Wegwinden beschützen, Wasserflasche fixieren, den fliegenden Blättern ausweichen und essen – unmöglich alles gleichzeitig zu schaffen. Das sah die Servierfrau dann auch. So sassen wir kurze Zeit später im Kiosk drin und alles, was gekauft wurde, und alle Gespräche, waren dann quasi nur über unseren Tisch möglich 🙂 . Am nächsten Morgen war die ganze Anlage mit Bäumen und Ästen übersät. Es war also ein ausgewachsener Sturm, der die ganze Nacht an unserer Hütte gerüttelt und unseren Schlaf behindert hatte.

Verkehr und Strasse

Was ist der Unterschied zwischen einem Lastwagen voll Kühen und einem voller Kubaner? Die Kühe bezahlen nichts für die Fahrt.

Die Leute sind vor allem in Bussen unterwegs, wobei Busse oft Lastwagen sind, die als Busse funktionieren. Die Leute warten geduldig am Strassenrand. Was als nächstes kommt, nimmt sie für 5 oder 10 Pesos Cubanos mit. Manchmal fährt der Bus vorbei, weil er schon voll ist. Manchmal steht irgendwo einer am Rand, die Leute um den Bus herum, einer liegt drunter – kaputt. Warten gehört zum Alltag … Planung ist schwierig bis unmöglich.

fliegende Händler um Bus herum
fliegende Händler um Bus herum – eine Art Minibar für Reisende
Bus-Terminal
Bus-Terminal

Ausserhalb der Städte und dann ganz besonders an der Küste bestand der Verkehr aus lauter nichts, bzw. ein paar Pferden, Pferdewagen und selten mal ein Lastwagen. Hühner, Ziegen, Schafe, Esel und Kühe grasen auf und an der Strasse. So kann man mit dem Velo fahren, wo man möchte, oder dort, wo es noch asphaltiert ist oder wo die Schlaglöcher kleiner sind oder …

Halbbrücke
Halbbrücke

Die befahrene Küstenstrasse gilt als Hauptstrasse. Wir würden sie aber streckenweise nicht mal als Strasse bezeichnen. Ein Lastwagenchauffeur und Strassenbauer hat uns erzählt, in einem Jahr sei dann die ganze Küstenstrasse neu. Wir glaubens nicht und geben noch sechs Monate dazu – ääh Jahre natürlich.

Strasse ziemlich am Meer
Strasse ziemlich am Meer

Hier wurde im Gegensatz vor der schlechten Strasse gewarnt (und sie kam nicht) 🙂

Strasse in schlechtem Zustand
Strasse in schlechtem Zustand

Casa particular – Hotelähnlich bis naja

Weil wir doch sehr abgelegen unterwegs waren, haben wir die Etappen und die Unterkünfte voraus geplant. Bei den Casa particulares (Bed and Breakfast auf kubanisch) erlebt man allerhand Unterschiede. Es ist halt nicht allen gegeben, gastfreundlich zu sein. Wir hatten aber einige herausragende Erlebnisse im positiven Sinn.

  • Eine Familie, die ihr Casa erst vor 4 Monaten eröffnet hat, machte es perfekt. Das Zimmer war super und das Essen 1A. Trotzdem wollten sie von uns immer wieder wissen, was sie noch besser machen könnten. Wir hatten sehr interessante und angenehme Gespräche mit ihnen. Am Abend zeigte uns der Hausherr, wie er den Flan (unser Lieblingsdessert in Kuba) kocht, und am Morgen gabs dann zum Zmorgen noch eine grosse Portion davon.
  • In einem anderen Casa hatte der Gastgeber im Pass gesehen, dass tags darauf mein Geburtstag fällig ist, und so organisierte er für den Morgen Torte, Kerzli und Singen – die Überraschung war perfekt!
  • Unsere Velos standen gestern vor Dreck, weil es manchmal neben der normalen Strasse oder sogar dort, recht dreckig ist (Nachwehen der starken Regenfälle). Sie waren wirklich dreckig. Vorhin, als wir aus dem Zimmer kamen, meinte Dora, unsere Hausmutter, verschmitzt: “Ich habe euch neue Velos gekauft.” Keine Ahnung, wann die das letzte Mal so geglänzt haben. Sie musste nachher ihren Innenhof fegen! Und wir sind soooo dankbar!
Zmorgen in einem Casa
Zmorgen in einem Casa
Geburrikuchen
Geburrikuchen

Ungeplante Taxifahrt

Gestern kamen wir an unserem Tagesziel Cueto an. Mit etwas Suchen und Fragen fanden wir schliesslich unser Casa (es hat im Umkreis von 30 km keine andere Übernachtungsmöglichkeit). Die Casa-Frau hatte jedoch ein Problem, besser gesagt drei: 1. Zwei müde Velöler, die hier schlafen wollten, 2. eine staatliche Casa-Lizenz, die nur für kubanische Gäste gilt, und 3. Angst, sie könnte verpfiffen werden und diese Lizenz verlieren.
Sie wollte uns nicht fortschicken, aber wir sollten uns verstecken im Haus und morgen früh, sehr früh losfahren. Als sie unser Gepäck in der Badewanne zu verstecken begann, war uns das irgendwie nicht recht. So beschlossen wir, die letzte Etappe nach Holguín noch am gleichen Tag, jedoch mit einem Taxi, zu absolvieren. Sie telefonierte und ein Taxifahrer kam, schaute sich unsere Velos an und schüttelte seinen Kopf. Innerlich schüttelte ich den Kopf schon beim Anblick des Taxis. Der zweite Taxifahrer zögerte auch, schüttelte auch den Kopf, wollte es dann aber probieren. Und siehe, alles hatte Platz.

Zur Fahrt gibts zu sagen:

  • Wir fuhren schnell, die Tachonadel blieb aber bei 0 km/h und wir fuhren auch, oh Wunder, mit leerem Tank.
  • Niemand, der uns überholte, war am Schluss noch vor uns (beide Überholer standen am später Strassenrand, einer mit offener Motorhaube).
  • Es war dunkel, wir hatten aber Licht am Auto (dreistufiges Fernlicht). Das war nicht bei allen Fahrzeugen, die uns begegneten, der Fall!!
  • Unser Fahrer war ein Profi, fand meist den richtigen Gang mit Zwischengas und so. Auch die Schlaglöcher schien er alle zu kennen, von den Kurven gar nicht zu sprechen.
  • Wir hatten Musik im Auto: Die ganze Zeit sang Eros Ramazotti (Original- und Coverversionen), inkl. Musikvideo auf einem Bildschirm auf dem Armaturenbrett (ein Video war sogar in den Schweizer Bergen aufgenommen worden).
  • Unser Fahrer hielt sich an die Verkehrsregeln, soweit möglich und überholte nur, wenn er wirklich konnte (ich wäre trotzdem defensiver gefahren).
  • Wir erreichten Holguín City Central Park nach genau einer Stunde (60 km), inkl. Stadtverkehr.

So sind wir nun auch noch Taxi gefahren – und erst noch in einem der legendären kubanischen Oldtimer.

unser Taxi mit Chauffeur
unser Taxi mit Chauffeur

Galerie mit einigen weiteren Bildern (zeitliche Reihenfolge auf unserer Runde)

Karte unserer Runde Holguín-Cueto (Holguin)